: Der Teufel steckt im Konzern
Feindbild Gentechnik, Agent Orange, Glyphosat – Monsantos schlechtes Image hat dazu beitragen, den Gentech-Anbau in Deutschland zu verhindern
Seine Kritiker, wie die Organisatoren des „Monsanto Tribunals“, werfen Monsanto vor, es fördere ein Modell der Landwirtschaft, das „durch den massiven Einsatz von Chemikalien die Umwelt verpestet, den Verlust der biologischen Vielfalt beschleunigt und massiv zur globalen Erwärmung beiträgt.“
Bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts vermarkte das Unternehmen „hochgiftige Produkte, die Krankheit oder Tod von Tausenden von Menschen verursachten und die Umwelt dauerhaft schädigten“. Tatsächlich verkaufte das Unternehmen jahrzehntelang die Industriechemikalie PCB. Sie ist giftig und krebserregend. Einmal in der Umwelt und vor allem in der Nahrungskette, bleibt sie dort für lange Zeit. In Deutschland etwa wird sie seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt, dennoch belastet sie noch immer Luft, Wasser und Boden.
Monsanto lieferte von 1965 bis 1969 auch einen Großteil des Unkrautvernichtungsmittels „Agent Orange“, mit dem das US-Militär im Vietnamkrieg Wälder und Felder zerstörte. Darunter leiden heute noch Bevölkerung und Soldaten, vor allem weil Agent Orange krebserregende Dioxine enthielt.
Auch an diese dunkle Geschichte erinnerten europäische Umweltschützer, die seit 1996 gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft mobilisierten. Damals brachte Monsanto die ersten gentechnisch veränderten Sojabohnen aus den USA nach Deutschland.
Die Hinweise auf die Untaten des Konzerns trugen maßgeblich dazu bei, dass immer mehr Menschen der Gentechnik misstrauten und sich der Anbau dieser Pflanzen etwa in Deutschland nie richtig durchsetzte. Unbehagen verursachten auch Berichte, wonach Monsanto in Nordamerika Bauern verklagte, die mutmaßlich sein Saatgut benutzt hatten, ohne dafür zu bezahlen. Seine Ansprüche rechtfertigte das Unternehmen mit den Patenten, die es auf die Gentechpflanzen angemeldet hatte. Dass Lebewesen patentiert werden können, halten viele Kritiker für unmoralisch.
Die Kampagnen aus Europa verfingen auch in anderen Regionen. Selbst Monsanto-Sprecher Brandon Mitchener räumt im Gespräch mit der taz ein: „Man kann leider feststellen, dass es Imageprobleme in der ganzen Welt gibt.“ Schuld seien immer Nichtregierungsorganisationen, „die Desinformationen gegen uns streuten“. Sogar in seinem Heimatland USA wuchs der Widerstand gegen Monsanto und die Gentechnik.
Der Konzern versucht seit etwa zwei Jahren mit Internet-Kampagnen gegenzusteuern. Aber so richtig gelingt ihm das nicht. Derzeit droht Monsanto das nächste Debakel in Europa: Kritiker haben erreicht, dass die Zulassung des maßgeblich mit der Firma verbundenen Unkrautvernichters Glyphosat wegen seiner mutmaßlich krebsauslösenden Wirkung bislang nicht verlängert wurde. JMA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen