piwik no script img

Schwarzes Gold wird Chefsache

Zusammenarbeit In der Nähe der Geltinger Bucht will eine schwedische Firma nach Öl bohren. Das zuständige Bergbauamt informierte allerdings Schleswig-Holsteins Umweltminister nicht über dieses umstrittene Vorhaben – und darum ist der jetzt sauer

Die norwegische Firma Central Anglia AS will nahe der Geltinger Bucht im Nordosten Schleswig-Holsteins Öl fördern. Bereits 2017 soll eine erste Test-Bohrung starten. So steht es in einem Antrag, den die Firma an das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Niedersachsen richtete – die Behörde ist auch für Genehmigungen in Schleswig-Holstein zuständig. Doch der Weg zwischen Hannover und Kiel scheint in diesem Fall zu weit zu sein.

Ende April ging der Antrag beim LBEG ein, erst einen Monat später hat Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) davon erfahren, wie er sagt. Nicht zum ersten Mal meldete das Amt zu spät einen neuen Stand. „Ein Grund zum Sauersein“, sagte Habeck am Donnerstag bei einem Treffen mit BürgerInnen und KommunalpolitikerInnen aus den betroffenen Gemeinden auf dem Scheersberg.

Nun erklärte Habeck das „Erprobungsfeld Sterup“ zur Chefsache, Anträge müssen künftig zuerst ins Kieler Ministerium geschickt werden. Allerdings, auch das machte Habeck deutlich, es sei kaum möglich, die Genehmigung zu verweigern. Denn das Bergrecht sei ein „altmodisches Gesetz“ mit einer klaren Richtung: „Was im Boden liegt, soll raus“ – und angesichts des Energiehungers sind Lärm, Landschaftserhalt oder Wasserschutz nachrangig.

Wobei gerade der Wasserschutz sehr genau geprüft werde, so Sabine Rosenbaum, Leiterin der Abteilung Geologie im Landesamt für Umwelt. Das Gebiet Sterup ist reich an Trinkwasser – Vertreter von Wasserverbänden sprachen sich bei der Versammlung klar gegen die Bohrungen aus. Die Sprecherin der Initiative „Angeliter bohren nach“, Ingrid Lohstöter, warnte: „Bei einer Havarie fließen in Minuten Tausende Liter Öl und Lagerstättenwasser aus.“

Aber die abstrakte Gefahr reiche nicht, ebenso wenig der Hinweis auf die Weltklimaziele, so Habeck: „Die Bohrung in Sterup zu verbieten, rettet die Menschheit nicht.“ Die Gefahr, die von Ölverbrennung ausgehe, müsse in Gesetze gefasst werden. „Am sinnvollsten wäre es, Verbrennungsmotoren und Ölheizungen zu verbieten“, sagte Habeck. Eine Idee, die bei der Versammlung auf dem Scheersberg auf wenig Begeisterung stieß.

Zu dem Abend hatte der Kreis Schleswig-Flensburg eingeladen – als Reaktion auf das „bisher wenig transparente Verfahren“, wie es hieß. Seit Jahren klagen die Gegner des 183 Quadratkilometer großen „Erprobungsfeldes Sterup“ darüber, dass sowohl LBEG als auch die schwedische Firma Informationen verweigern. So klang es ihnen wie Hohn, als LBEG-Abteilungsleiter Ulrich Windhaus seine Offenheit beteuerte. Seit 18 Monaten sei ein Schreiben unbeantwortet, nicht mal der Anwalt der Gemeinde bekomme Auskunft, erwiderte Sörups Bürgermeister. Das war das Ende der Charmoffensive und Windhaus verwies auf laufende Prozesse.

Nun ist klar, warum Minister und Bevölkerung so lange auf neue Informationen warten müssen. Auf die Frage, wie lange eine „eilige“ Befassung dauere, sagte der Beamte: „Zwei bis sechs Wochen.“ EST

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen