Güterzüge statt Elektroautos: Eine bessere Bahn ist möglich

Die Nutzung des Schienenverkehrs ist ökonomischer und umweltfreundlicher als Elektroautos. Sie könnte ein Fünftel weniger CO2 verursachen.

Autos auf einem Güterzug

Auf der Schiene weniger gefährlich fürs Klima Foto: dpa

BERLIN taz | Das Geld für die umstrittene Kaufprämie für Elektroautos könnte klimapolitisch viel mehr bringen, wenn es stattdessen für die Modernisierung des Güterbahnverkehrs eingesetzt würde. Davon jedenfalls ist der Berliner Verkehrswissenschaftler Markus Hecht überzeugt. Hecht hat im Auftrag des Netzwerkes Europäischer Bahnen eine Studie zum Klimaschutzbeitrag des Schienengüterverkehrs erstellt, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Das Ergebnis: Der gesamte Güterverkehr in Deutschland könnte trotz steigender Verkehrsleistung bis zum Jahr 2030 ein Fünftel weniger Treibhausgase verursachen – nämlich jährlich etwa 9 Millionen Tonnen Kohlendioxid –, wenn der Schienengüterverkehr umfassend technisch und betrieblich modernisiert würde.

Hecht: „Im Schienengüterverkehr können unter anderem durch höhere Streckenkapazitäten, Vermeidung von Umwegen, attraktivere Trassenpreise und gezielte Gleisanschlussförderung wie auch durch moderne Lokomotiven, geothermische Weichenheizungen und die Elektrifizierung von Strecken mit der landesüblichen 50-Hertz-Frequenz noch enorme Energie-, Kosten- und Emissionsminderungen erzielt werden.“ Damit verbessere sich auch die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit, so dass Verkehre von der Straße auf die Schiene verlagert werden können.

Realistisch sei eine Verdreifachung des auf den Umsatz bezogenen Marktanteils der Schiene und eine Verdoppelung der Verkehrsleistung. Dies gelte auch bei abnehmender Bedeutung von klassischen Bahngütern wie Kraftwerkskohle, wenn höherwertige Güter, die heute meist auf der Straße transportiert werden, durch effizientere Transportorganisation hinzugewonnen würden. Dafür müssten die Güterzüge schneller beladen werden, weniger stehen und pünktlicher ankommen. Im Schienengüterverkehr sei ein Taktfahrplan möglich, wie es die Schweiz vorlebe.

Markus Hecht, TU Berlin

„Wir sollten Hybridloks statt Elektro­autos fördern“

Auch bei den Fahrzeugen gebe es ein enormes Einsparpotenzial. So könnten nach und nach reine Diesellokomotiven durch Hybridloks ersetzt werden, die sowohl mit Strom als auch Diesel fahren können. Derzeit fahren Dieselloks häufig auch auf elektrifizierten Strecken, weil es auf den letzten Kilometern zum Zielort keine Oberleitungen gibt. Das Problem: Während moderne E-Loks im Betrieb die Bremsenergie zurückgewinnen, ist sie bei Dieselloks verloren. Weil eine Hybridlok etwa 1 Million Euro teurer ist als eine Diesellok, die um die 4 Millionen Euro kostet, scheuen viele Eisenbahnunternehmen die Investition, obwohl sie sich auf bestimmten Strecken bereits heute rechnet.

Würde nun, schlägt Hecht vor, der Staat bei der Förderung der Mehrkosten einer Hybridlokomotive helfen, könnte er mehr für den Klimaschutz erreichen als bei der E-Auto-Prämie. Die Kosten pro vermiedener Tonne Kohlendioxid lägen beim Elektroauto 13-mal so hoch wie bei der Hybridlok.

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