Anklage im Fall Duma erhoben

ISRAEL Wegen eines Brandanschlags mit drei Toten stehen jetzt zwei jüdische Extremisten vor Gericht

JERUSALEM taz | Zwei jüdische Extremisten müssen sich im Mordfall der palästinensischen Familie Dawabscheh aus Duma vor Gericht verantworten. Staatsanwälte haben am Sonntag gegen den 21-jährigen Amiram Ben-Uliel und einen jüngeren Komplizen, der offenbar bei der Vorbereitung des Brandanschlags aus rassistischen Motiven beteiligt gewesen sein soll, Anklage erhoben.

Uriel soll Ende Juli das Haus der Familie Dawabscheh angezündet haben. Der eineinhalbjährige Ali Dawabscheh starb noch in den Flammen, seine beiden Eltern erlagen später ihren schweren Verbrennungen. Der jüngere der beiden Angeklagten soll auch an dem Brandanschlag auf die Dormitio-Abtei in Jerusalem beteiligt gewesen sein. Wegen des Überfalls auf die Benediktiner-Mönche in Jerusalem wie auch in Tabgha, wo Mitte Juli jüdische Extremisten ein Feuer in der Brotvermehrungskirche legten, sind gestern zwei weitere Israelis unter Anklage gestellt worden.

Der inländische Geheimdienst Shin Beth geriet während der Aufklärung eines der schlimmsten Fälle jüdischen Terrors aus verschiedenen Richtungen in die Kritik. Palästinenser und linke israelische Organisationen warfen dem Sicherheitsapparat, der bei palästinensischem Terror meist recht schnell die Täter entlarvt, vor, gegen die jüdischen Extremisten mit sanfterer Hand vorzugehen. Unklar ist, warum fünf Monate nötig waren, um die Hauptverdächtigen vor Gericht zu stellen. Die Tragödie der Familie Dawabscheh war mit Auslöser für die neue Gewaltwelle, die seit Ende September die Schlagzeilen bestimmt.

Alle Angeklagten sind streng orthodoxe Juden, die das Ziel verfolgen, in Israel und den Palästinensergebieten ein jüdisches Königreich zu errichten, einen dritten Tempel zu bauen und sämtliche Nichtjuden von dort zu vertreiben. Die meisten der zwischen 16 und 24 Jahre alten Extremisten sind soziale Aussteiger, viele leben in illegalen Siedlungsvorposten zwischen Jerusalem und Nablus.

Unterdessen geht die Suche nach dem Attentäter, der den tödlichen Anschlag auf Cafébesucher im Zentrum von Tel Aviv verübt hat, weiter. Zahlreiche Sicherheitskräfte durchkämmten am Sonntag die Stadt sowie Vororte, wie israelische Medien berichteten. Die Schulen öffneten zu Beginn der israelischen Arbeitswoche unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, die Bürger wurden zur Wachsamkeit aufgerufen. Susanne Knaul