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Lukas Wallraff über Erklärungen des Terrors für KinderÜber die "Bösen" und die "Guten"

Wie sage ich’s meinen Kindern, Neffen, Schülern? Wie kann man kleinen Mitmenschen erklären, was Terror und Krieg bedeuten? Und lässt sich Angst wegreden? Angesichts der Weltkrisen mag es größere Probleme geben als den Gemütszustand der deutschen Kinder. Den meisten hier geht es ja gut. Trotzdem zwingt der Umgang mit aktuellen Nachrichten Eltern zum Nachdenken – und zur Vorsicht.

Alles offen ansprechen, auch mögliche Gefahren? Oder eher abwiegeln und beruhigen? Sicher ist nur: Man kann viel kaputt machen im Seelenleben und Weltbild der Kinder. Und einfach die nächste Pippi-Langstrumpf-DVD einlegen, wird leider nicht ganz reichen.

Die Versuchung zum Schönreden ist groß, so: Keine Sorge, das ist alles ganz weit weg. Natürlich muss man den Kindern das Thema Terrorgefahr nicht aufdrängen. Doch noch schlimmer wäre es, Kinder zu belügen. Die merken das. Dann ist das Vertrauen weg und die Angst erst recht im Kopf.

Ohne Glaubwürdigkeit ist es dann noch schwieriger über Ursachen und Haltungen zu reden. Die Terroristen „böse“ und die anderen „gut“ zu nennen, wird leider auch kaum reichen. Viele Kinder fragen dann: Wer sind die „Bösen“, warum machen die das? Tja. Sagt man dann „Islamisten“? Oder einfach „schlimme Menschen“? Wie verhindert man, dass bei „Islamisten“ vor allem „Islam“ und „böse“ hängen bleibt? Schwierig. Aber nötig: Die Erklärung, dass sich einige wenige Killer „islamisch“ nennen, aber fast alle Menschen islamischen Glaubens völlig friedlich sind.

Viele Kinder stellen auch ganz andere klare Fragen, heute etwa: Sollen wir jetzt gegen die Bösen kämpfen? Und sie hoffen auf möglichst klare Antworten. Das zwingt zum Nachdenken, und das ist anstrengend. Aber vielleicht hilft es ja auch auf dem Weg zu einer eigenen Haltung. Nur wer sich und seinen Kindern solche Gespräche gar nicht zutraut, muss eben doch auf Ablenkung durch Pippi setzen.

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