Hannes Koch über den Klimaentscheid des Allianz-Konzerns: Keine Kohle für Kohle
Zukünftig könnte sich diese Entscheidung der Allianz als wirklicher Einschnitt herausstellen. Die Münchener Zentrale der Versicherung will Kapitalanlagen in der Kohleindustrie stark reduzieren. Der Finanzkonzern ist nicht der erste Investor, der so etwas beschließt, aber bisher einer der größten. Der Stein kommt ins Rollen. Und möglicherweise macht er nicht halt vor Konzernen, die heute noch stabil dazustehen scheinen.
Die Allianz will Finanzrisiken reduzieren, die aus der Klimaveränderung resultieren. Als Versicherung weiß der Konzern, dass Klimaschäden Milliarden Euro kosten können – mit steigender Tendenz. Und wegen der globalen Anstrengungen zum Schutz der Atmosphäre rechnet man mit einer sinkenden Rentabilität von Investitionen in Kohlebergbau und -verstromung.
Das ist ein marktwirtschaftlicher Blick, kein moralischer. Nach der Kohle könnte es dann auch die Erdölindustrie treffen. Und dann die Erdgasindustrie, wobei deren Zukunft als die relativ klimafreundlichste fossile Energie noch am besten aussieht. Zudem sind das keine guten Nachrichten für Staaten, die von der Kohlenstoffwirtschaft leben – beispielsweise Saudi-Arabien und Russland.
Doch die Auswirkungen könnten über die Energiebranchen hinausgehen. Deutschland stützt sich auf seine Autoindustrie. Wird die Allianz in zehn Jahren auch erklären, keine Volkswagen-, Daimler- und BMW-Anleihen mehr zu kaufen, weil die Renditeerwartungen hinten der von Tesla und anderem Elektroautoherstellern zurückbleiben? Gerade die Autokonzerne setzen überwiegend auf den fossilen Energieträger Erdöl. Erneuerbare Energien und E-Antrieb sind Nischenprodukte.
Es muss nicht so kommen, vielleicht gelingt den Autoherstellern noch der rechtzeitige Umstieg. Aber die Wahrscheinlichkeit für den Niedergang einst mächtiger Firmen, wie derzeit bei RWE und Eon zu beobachten, wird größer.
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