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Ein Duell mit drei Statisten

USA An der ersten Fernsehdiskussion der Demokraten nahmen fünf KandidatInnen teil. Aber nur Hillary Clinton und Bernie Sanders traten wirklich in den Disput ein

Dozieren können sie beide: Bernie Sanders und Hillary Clinton Foto: John Locher/ap

Aus New York Dorothea Hahn

„Sind Sie Kapitalist?“, fragt Moderator Anderson Cooper den Kandidaten Bernie Sanders. Der antwortet, dass er an eine „Gesellschaft von Gleichheit“ glaube. Von Hillary Clinton will der Journalist wissen, ob sie bereit wäre, „alles“ zu tun, und ihre Meinung beliebig oft zu ändern, bloß um gewählt zu werden. Sie antwortet, dass sie eine „Progressive“ sei. Und dass ihre Meinungen – zum Freihandelsabkommen TPP und zur gleichgeschlechtlichen Ehe – sich eben weiterentwickelt hätten.

Clinton und Sanders stehen im Zentrum, als sich am Dienstagabend in Las Vegas fünf demokratische PräsidentschaftskandidatInnen drei Stunden lang zu ihrer ersten landesweit übertragenen TV-Debatte dieser Saison treffen. Die beiden stürzen sich sofort aufeinander. Sie versucht klarzumachen, dass sie mehr Schusswaffenkontrolle wolle. Er macht deutlich, dass er in Fragen von Lohn, Besteuerung von SpitzenverdienernInnen und bei der Kontrolle von Wall Street weiter gehe.

Auch in zahlreichen anderen Fragen sind Clinton und Sanders uneinig und sagen es sich unerwartet deutlich: bei der Finanzierung von höherer Bildung, beim Auflegen eines großen staatlichen Infrastrukturprogramms und im Umgang mit der NSA und mit Edward Snowden. Sanders will die Schnüffelei beenden und findet, dass Snowden zwar das Gesetz gebrochen, aber dem Land dennoch einen Dienst erwiesen habe

In einem Punkt hingegen finden die beiden KontrahentInnen umstandslos zueinander: dass die Republikanische Partei das Thema von Clintons privatem E-Mail-Server als Außenministerin aus taktischen Motiven weit überreizt hat. „Ich habe genug von den verdammten E-Mails“, sagt Sanders, „dieses Land hat groteske Einkommensungleichheiten, und es steht vor der Frage: Oligarchie oder Demokratie? Darauf sollten wir uns konzentrieren.“ Clinton, die sich demnächst erneut vor einem Ausschuss im Kongress zu ihren E-Mails äußern muss, strahlt. Sagt „Danke, Bernie“ und schüttelt ihm die Hand.

Sanders und Clinton wetteifern darum, wer die progressive­ren Positionen hat

Neben den beiden Stars im demokratischen Rennen schafft es in der Debatte keiner der drei Mitbewerber, ein eigenes Profil zu entwickeln. Martin O’Malley bringt an, wie viel er als Gouverneur von Maryland für die Schusswaffenkontrolle getan hat. Jim Webb aus Virginia erwähnt sein Engagement als US-Soldat und Lincoln Chafee, der erst Republikaner, dann Unabhängiger war, bevor er demokratischer Gouverneur von Rhode Island wurde, erinnert daran, dass er der einzige Republikaner war, der 2002 im US-Kongress gegen den Krieg im Irak gestimmt hat. Doch neben Clinton und Sanders wirken sie alle wie Statisten.

Themen und Ton der DemokratInnen am Dienstagabend in Las Vegas kontrastieren scharf mit den republikanischen Debatten. Während dort die sozialen und ökonomischen Probleme der USA ausgeklammert werden, stehen sie bei den DemokratInnen im Zentrum. Alle fünf wetteifern darum, wer weiter links steht. Alle sprechen von den hohen Gefängnisinsassenzahlen in den USA, alle beklagen den Zustand der Schulen, loben die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe, verlangen eine weitgehende Einwanderungsreform und treten für die Gleichbehandlung von Afro­amerikanerInnen und Latinas ein. Die schwarze Bürgerrechtsgruppe Black Lives Matter wird von allen umworben.

Clinton, die in den zurückliegenden Wochen in die Defensive geraten war und in Umfragen verloren hatte, tritt am Dienstagabend strahlend und selbstbewusst auf. Immer wieder erinnert sie an ihr Alleinstellungsmerkmal: Sie wäre die erste Frau an der Spitze der USA.

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