Rechte blitzen in Hamburg und Bremen ab: „Tag der Patrioten“ fällt ins Wasser

An der Alster fand keine Großaktion der Rechten statt. In Kirchweyhe störte ein Nazi-Tross ein Integrationsfest.

Polizisten stehen auf einer Hamburger Innenstadtstraße.

Die Polizei war tagsüber mit einem massiven Aufgebot an Personal in Hamburgs Innenstadt präsent Foto: dpa

HAMBURG/BREMEN/KIRCHWEYHE taz | „Erfolgreicher Aktionstag“ twitterte die AG Nordheide. Am Samstagnachmittag konnten militante Rechtsextreme und rechte Hooligans in Kirchweyhe ein interkulturelles Familienfest stören. Um 14 Uhr liefen sie auf, marschierten auf dem Marktplatz um das Fest und skandierten: „Hop, hop, hop Asylantenstopp“ und „Deutschland den Deutschen“. Von Angesicht zu Angesicht bepöbelten die rund 150 Rechten die Gäste. „Wir hatten Angst“, sagte Isa Cifdci, stellvertretender Integratonsratsvorsitzender der taz vor Ort. Das Fest musste vorzeitig beendet werden, schrieb sogleich erfreut die AG Nordheide bei Twitter.

Es ist keine Überraschung, dass die Szene die Aktion in der niedersächsischen Gemeinde besonders feiert. Im Norden sind zuvor alle Bemühungen des Netzwerkes zur Durchführung des angestrebten großen „Tages der deutschen Patrioten“ gescheitert. Bis zu 3000 Rechtsextreme und Hooligans wollten sie bundesweit nach Hamburg mobilisieren. Ohne Erfolg. In der Hansestadt konnte das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ (HBgR) aber schon gegen 10 Uhr verkünden, dieser Tag würde keiner der Rechtsextremen sein. Statt der Neonazis standen an die 8.000 DemonstrantInnen am Hauptbahnhof, von wo die Rechten eigentlich losmarschieren wollten.

„Wir sind die Zivilgesellschaft“, begrüße Cornelia Kerth vom HBgR die DemonstrantInnen und erklärte, dass durch „unser aller Druck“ das Verbot des TddP bis zur letzten Instanz hielt. „Wenn wir deswegen als äußerst gewalttätig dargestellt werden, bitte“, sagt sie weiter, aber jeden Tag würde durch die Brandanschläge und Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte offensichtlich, wer hier gewalttätig ist. „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, betonte sie unter Applaus.

Kurz nach 10.30 Uhr wies das HBgR aber auch gleich auf eine Bahnverbindung nach Bremen hin. Denn dort versuchte das Netzwerk des TddP seine Aktion doch noch durchzuführen. Erneut vergeblich: am Bremer Bahnhof setzte die Polizei mit dem Verweis, dass auch Ersatzveranstaltungen verboten sind, an die 100 Rechte fest. Anreisende Hooligans und Neonazis wurden zudem angehalten, weiterzufahren. „Wo, wo, wo wart ihr in Heidenau“ riefen an die 500 Gegendemonstranten bei einer Spontandemonstration den Polizeikräften entgegen.

Mittags drohte die Situation zu eskalieren

In Hamburg lief derweil eine „Freudendemonstration“ mit Konzert in der Innenstadt. „Tag der Idioten“, „Besorgte Antifa“ stand auf Transparenten. An die 630 Organisationen, Vereine und Gruppen unterstützen das HBgR. Auf dem Rathausmarkt fand zudem eine Kundgebung von „Hamburg bekennt Farbe“ statt. Hier hörten an die 7.000 Demonstranten Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zu, als er erklärte, Hamburg stehe wegen den Flüchtlingen „vor einer großen Aufgabe“, er habe aber den Eindruck, dass „viele Bürger diese Aufgabe mutig und mit ganzen Herzen“ angingen.

Von der Innenstadt eilten vielen von der Demonstration des HBgR schnell zum Bahnhof zurück. An die 30 Rechtsextreme waren dort trotz Verbot angekommen. Weitere sollten mit Zügen Hamburg erreichen. Im Bahnhof provozierten die 30 Rechten eine Gruppe von GegendemonstrantInnen. Die Bundespolizei setzte diese fest. Die linken AktivistInnen sollen Steine auf einen Zug mit Rechten geworfen haben. Böller knallten im Bahnhof.

Die Polizei unterbrach den Zugverkehr. Wer zu schwarz oder zu bunt gekleidet war, durfte den Bahnhof nicht mehr betreten. Vor dem Gebäude wurde sogleich eine weitere Kundgebung spontan angemeldet. Mittags drohte zeitweilig die Situation zu eskalieren, als sich 500 Demonstranten und polizeiliche Festnahmetrupps mit Wasserwerfern vor dem Bahnhof gegenüberstanden, weil noch ein Zug mit Rechten aus Rostock erwartet wurde.

„Durch die zivilgesellschaftliche Breite des Bündnisses, das von Gewerkschaften, religiösen Trägern, Bildungseinrichtungen, dem FC St.Pauli bis zu Künstlern und Musikern wie Smudo oder Udo Lindenberg reicht, ist es uns gelungen ein starkes Zeichen gegen Nazis und Rassisten zu setzen!“, sagte Carina Book vom AStA der Uni Hamburg, der das HBgR mit unterstützt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.