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Liebe TAZ, ich beginne, mich gerade mal wieder über euch zu ärgern. Heute Nachmittag hatte ich hier kommentiert - ihr habt den Kommentar unter den Tisch fallen lassen. Also nochmal in aller Kürze: Es würde journalistischer Sorgfaltspflicht und Redlichkeit entsprechen, auch zu berichten, daß die "Bellingcat"-Analyse samt Schlußfolgerungen von derart vielen Seiten in Zweifel gezogen worden ist, daß selbst der SPIEGEL sich korrigieren mußte. - Ich verweise auf den Blog des früheren TAZ-Autors Matthias Bröckers und zwei Beiträge bei "Telepolis". - Dieser Kommentar wird als Kopie und per Screenshot gesichert.
@Albrecht Pohlmann Liebe TAZ, mein Vorwurf war ungerechtfertigt - mein Kommentar ist erschienen, und zwar hier: http://www.taz.de/!5201969/#bb_message_3266018 - Ich hatte die beiden Texte verwechselt. - Schon ärgere ich mich nicht mehr ...
Der Kreml beginnt bereits mit Gegenpropaganda. https://www.facebook.com/pages/MH17-Malaysian/1562166554019563?ref=hl
"Vor dem Ergebnis dieses Disputes(!) sollten wir keine Angst mehr haben. Besser ein schreckliches(!) Ergebnis als die zur Verzweiflung(!) bringende Ungewissheit."
Nein , Herr Clasen , es geht hier nicht um einen "Disput" in und von (vielfach parteilichen) Medien vor (vielfach parteilichem) Publikum . Es geht um die kriminologisch immer noch ungelöste Beweissituation in einem Fall eines möglichen Kriegsverbrechens . Um eine Beweislage , die in nur schwer nachvollziehbarer Weise immer noch offen ist . So ist z.B. offen ( m.W.) immer noch die Frage , ob MH 17 durch eine BUK-Rakete abgeschossen wurde .
Die Frage der Lügenhaftigkeit der Aussagen aller an dem Krieg Beteiligten ist und war dagegen nicht offen .
Die Gegenanalyse gibt es schon (http://7mei.nl/2015/06/01/about-bellingcats-claim-russian-sat-pics-fake/) doch bringt sie auch nicht weiter. Satellitenfotos werden vielfach bearbeitet und Fälschungen sind da leicht möglich. Dass hier beide Seiten fälschen ist ebenso wahrscheinlich. Einen Beweis dass es die prorussischen Rebellen, Russland oder die Ukraine waren lässt sich nicht einwandfrei führen. Zusehr haben wir uns auch im eigenen Land daran gewöhnt, dass wir unsere Geheimdienste dafür bezahlen, dass sie uns belügen. Statt eines Russland-Bashing sollte man alle Geheimdienste abschaffen oder sie zumindest an die rechtstaatliche Kandarre nehmen. Sowohl hier als auch bei dem NSU verhindern die Geheimdienste die Aufklärung schlimmster Verbrechen. Hätten die USA einen Geheimdienst, der sich dem Rechtstaat und nicht dem Geurillakampf verpflichtet sähe, so hätten wir nun verlässliche Beweise. So wissen wir nur, dass wir angelogen werden - vermutlich von allen Seiten.
@Velofisch DANKE für diesen Link. Sowas würde in einen gut recherchierten Artikel gehören, egal ob hier oder bei SPON.
Wir wissen immer noch nicht, wer das malaysische Flugzeug MH 17 über der Ostukraine abgeschossen hat. Was wir aber wissen könnten mittlerweile ist, wer den Luftraum über der Ukraine trotz Kampfhandlungen freigegeben hat, sodass die Maschine zur falschen Zeit am falschen Ort sein konnte. Ein Geständnis oder Fingerabdrücke braucht es dafür nicht. Ein Blick in den Dienstplan genügt. Wo aber bliebe der spekulative Mehrwert, wenn klare Zuständigkeiten klare Konsequenzen hätten?
Wahrscheinlich wird es auch in den nächsten Jahren nicht dazu kommen, dass diejenigen belangt werden, die ihren Job nicht ordentlich erledigt haben. Dieser "Skandal" ist schlicht nicht groß genug, verglichen mit dem, den "die Internetplattform 'Bellingcat' […] ins Rollen gebracht [hat]". Und wenn es nach DEN Medien geht, dann muss der Leser oder Hörer froh und "dankbar" sein, wenn wenigstens die Glaubwürdigkeit der russischen Regierung einmal mehr in zweifel gezogen wird von ihnen. Auch, wenn uns das der Frage nach dem Sinn oder der Konsequenz des Dramas kein Stück näher bringt.
Nein, vor dem Ergebnis dieses Disputes habe ich ganz sicher keine Angst. Genau so wenig, wie diejenigen Leute sich fürchten müssen davor, die für die Sicherheit der Passagiere verantwortlich sind, die ein paar tausend Fuß hoch an Himmel über dem Territorium angeblich souveräner Staaten hängen und sich im Zweifel selbst nicht helfen können. Das, wovor ich Angst habe, sind die Ergebnissen der Dispute, die NICHT geführt werden aus lauter Staatsräson.
Die Parteien der Mitte meinen, mit empathischer Kümmerergeste „das Ossi“ für sich gewinnen zu können. Sie sollten sie lieber zum Mitwirken auffordern.
Kommentar Abschuss der MH 17: Über Zweifel zur Aufklärung
Die mutmaßlich gefälschten Satellitenbilder verstärken die Zweifel an der russischen Version des Ablaufs. Dafür können wir dankbar sein.
An der Absturzstelle wurden Bilder von unabhängigen Fotografen gemacht. Foto: dpa
Wir wissen immer noch nicht, wer das malaysische Flugzeug MH 17 über der Ostukraine abgeschossen hat. Mit hundertprozentiger Sicherheit können wir das nur sagen, wenn wir ein Geständnis haben und die Fingerabdrücke auf der Abschussrampe zuordnen können. Doch weil es dazu wahrscheinlich in den nächsten Jahren nicht kommen wird, muss man für jede Initiative dankbar sein, die uns einem Ergebnis zumindest näherbringt.
Die Internetplattform „Bellingcat“ hat einen Stein ins Rollen gebracht, den auch die russische Seite nicht ignorieren kann. Wenn die Glaubwürdigkeit von zwei Fotos erschüttert ist, die Teil einer Kette sind, die die ukrainische Schuld am Abschuss der malaysischen Boeing beweisen sollen, ist die Frage nach der Glaubwürdigkeit der restlichen Beweise dieser Kette legitim.
Jetzt sind erst einmal EDV-Spezialisten aller Seiten gefragt, die die Bellingcat-Ergebnisse professionell untersuchen. Russland sollte seine besten Leute aufbieten, um sich mit den Anschuldigungen von Bellingcat auf der fachlichen Ebene auseinanderzusetzen. Eine derartige Auseinandersetzung um die Satellitenphotos wird uns alle weiterbringen.
Vor dem Ergebnis dieses Disputes sollten wir keine Angst mehr haben. Besser ein schreckliches Ergebnis als die zur Verzweiflung bringende Ungewissheit.
Moskau hat drei Möglichkeiten, auf die Bellingcat–Veröffentlichung zu reagieren: es kann auf der fachlichen Ebene von EDV-Spezialisten antworten. Vielleicht wird es auch versuchen, die Plattform Bellingcat in Misskredit zu bringen.
Völlig unakzeptabel wäre jedoch, wenn Moskau einfach so täte, als gäbe es die Bellingcat-Veröffentlichung überhaupt nicht. Im Zeitalter von Internet und Satellitenfernsehen dürfte das eigentlich keine Alternative mehr sein. Trotzdem sieht es so aus, als hätte sich Moskau für die dritte Variante entschieden. Eine Suche nach Bellingcat auf der Homepage des russischen Außenministeriums liefert genau Null Ergebnisse.
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kommentar von
Bernhard Clasen
Journalist
Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und nd. 1980-1986 Russisch-Studium an der Universität Heidelberg. Gute Ukrainisch-Kenntnisse. Schreibt seit 1993 für die taz.
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