Nahost-Politik: Juden-Zentralrat attackiert Linke

Zentralrats-Vize Graumann sieht die Linkspartei in der Tradition der SED - und die habe in Nahost "Blut an den Händen" gehabt.

"Altes SED-Gift"? Delegierte der neuen Partei "Die Linke" Bild: dpa

BERLIN taz Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat die Linke wegen ihrer Politik gegenüber den Islamisten im Nahen Osten scharf kritisiert: Das "alte SED-Gift" wirke weiter in ihr, sagte Graumann, der neben Salomon Korn zu den Stellvertretern von Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch gehört. Schon die DDR-Führung habe die blutigsten Israel-Feinde unter den Terroristen im Nahen Osten massiv unterstützt. Das habe zu "Tausenden von Terroropfern" in Israel geführt, so Graumann.

An den Händen der DDR-Partei- und Staatsspitze habe das Blut von Israelis gehangen, sagte Graumann am Dienstag bei einer gemeinsamen Tagung des Zentralrats und der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung mit dem Titel "Das Israelbild in Deutschland - Der Sechs-Tage-Krieg als Wendepunkt?". Graumann kritisierte, die am Wochenende aus der PDS und der WASG entstandene Partei stehe auch heute noch in der Tradition der Israelfeindschaft der DDR-Führung: "Das Gift hat eine neue Plattform."

Graumann griff namentlich den neuen Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine scharf an. Er verwies darauf, dass Lafontaine von einer deutschen Neutralität zwischen Israel und der Hisbollah gesprochen habe. Unhaltbar ist für Graumann auch Lafontaines Frage, ob nicht auch der Iran Atomwaffen habe dürfe, wenn Israel sie besitze. Außerdem zeigte sich der Zentralrats-Vize empört darüber, dass die Linkspartei ganz offiziell einen Minister der israelfeindlichen Hamas nach Deutschland eingeladen hatte. Der Besuch war nur deshalb nicht zustande gekommen, weil der Minister keine Einreiseerlaubnis für die Bundesrepublik bekam. Zwischen ihm und Lafontaine, so Graumann ironisch, bestehe angesichts von dessen Äußerungen zum Nahen Osten mittlerweile eine enge "Brieffreundschaft".

Graumann betonte, natürlich sei der Zentralrat "keine Außenstelle der israelischen Regierung". Andererseits seien die Juden in Deutschland, was das Schicksal Israels angehe, Partei: "Wir wollen und wir werden nie wieder Opfer sein", sagte Graumann. Er erinnerte daran, dass der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad schon mehrfach damit gedroht habe, Israel zu vernichten. Diese Äußerungen seien ernst zu nehmen. Ahmadinedschad strebe offensichtlich einen "neuen Holocaust" an. Die jüdische Geschichte habe erwiesen, dass es nötig sei, jeden ernst zu nehmen, der damit drohe, die Juden umzubringen.

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