Karl Rove: Bushs Gehirn abgängig

Der Chefberater und Vizestabschef des US-Präsidenten, verlässt Ende August das Weisse Haus. Der konservative Ideologe war zuletzt in mehrere politische Affären verwickelt.

Der Präsident sagt einem dicken Kumpel good bye Bild: dpa

Der Mann hinter Bush verlässt seinen Herrn - gerade noch rechtzeitig. Karl Rove, Chefberater und Vizestabschef des US-Präsidenten, hat seinen Rücktritt zum Monatsende angekündigt. Die sehr konventionelle Begründung für das Ende seiner politischen Karriere: Er möchte jetzt in seine Heimat Texas zurückkehren und sich seiner Familie widmen, sagte Rove am Montag in einem Interview.

Hintergrund ist, dass Stabschef Joshua Bolten die Order ausgegeben hat, wer von seinen Mitarbeitern länger als bis Ende August im Amt bleibe, müsse bis auf seinem Posten bis Januar 2009 ausharren, wenn Bush selbst sein Amt abgibt. Bis zum bitteren Ende also.

Rove, dem der Beiname "Bushs Gehirn" verliehen wurde, hatte seinen jetzigen Posten seit Februar 2005 inne. Sein Zuständigkeitsbereich: Chefberater des Präsidenten sowie Leiter der Stäbe für Wirtschafts- und Innenpolitik, Nationale Sicherheit und Heimatsicherheit.

Allerdings wurde er im vergangenen Jahr degradiert: Im April 2006 wurde er im Zuge einer hektischen Personalrochade, mit der Bush versuchte, seine Präsidentschaft wiederzubeleben, seiner politischen Aufgaben entbunden. Seither war er für "strategische Fragen" der Republikanischen Partei und den bevorstehenden Wahlkampf für die Kongresswahlen zuständig. Trotz seiner zahlreichen Erfolge auf diesem Terrain konnte er den Sieg der Demokraten im November des gleichen Jahres nicht verhindern.

Hinzu kamen mehrere politische Affären, in die Rove verwickelt war. Erst Anfang dieses Monats verhinderte Bush im Streit um die Entlassung von US-Bundesanwälten eine Aussage Roves vor dem Senat. Zuvor war lange über seine Rolle bei der Enttarnung der CIA-Agentin Valerie Plame spekuliert worden.

Rove ist 56 Jahre alt, hat zweimal geheiratet und einen Sohn. Seine politische Karriere begann er 1970 mit 19 Jahren, als er gefälschte Wahlaufrufe der Demokraten verteilte. Seit damals unterhält er enge Kontakte zur Bush-Familie. Er gilt als Architekt der Wahlsiege von Bush senior und junior. George W. Bush verhalf er zu allen seinen Wahlsiegen: zweimal zum Gouverneur von Texas, 1999 mit Hilfe einer Schmutzkampagne gegen Senator John McCain zum republikanischen Kandidaten und schließlich - mit entsprechenden Kampagnen gegen den demokratischen Herausforderer und Vietnamveteranen John Kerry - zweimal zum Präsidenten. Rove erdachte auch die Strategie, auf die christlich-konservativen Wähler zu setzen. Rove war stets mehr als ein Wahlkampfmanager - er war und ist ein überzeugter konservativer Ideologe. Für Bush kann er jetzt keinen Wahlkampf mehr machen.

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