Welt-Aids-Tag: Kampf gegen HIV kostet Geld

Immer mehr Jugendliche in ärmeren Ländern sterben an Aids. Hilfsorganisationen fordern von Deutschland mehr Geld, um diese Entwicklung zu stoppen.

Das Weiße Haus in Washington schmückte sich am Sonntag mit einer Aids-Schleife Bild: dpa

GENF taz | Anlässlich des Welt-Aids-Tags haben das UN-Kinderhilfswerk Unicef und zahlreiche private Hilfsorganisationen die reichen Industriestaaten aufgefordert, deutlich mehr Mittel als bislang in den Globalen Fonds der UNO zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose einzuzahlen. Am Mittwoch findet eine internationale Konferenz zur Wiederauffüllung des Fonds statt, der 2002 auf Betreiben des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan geschaffen wurde.

Das Bündnis „Versprechen halten – Aids besiegen“, zu dem die Kindernothilfe, Terre des hommes, die Stiftung Weltbevölkerung, Ärzte ohne Grenzen und weitere Organisationen gehören, übergab am Freitag im Bundeskanzleramt eine Liste mit 48.000 Unterschriften und der Forderung, den deutschen Finanzbeitrag an den Globalen Fonds von 200 auf 400 Millionen Euro zu verdoppeln.

„Deutschland hat das größte Bruttonationaleinkommen in Europa, steht aber im Vergleich zu anderen Geberländern schlecht da“, erklärte Frank Mischo von der Kindernothilfe. Erst wenn Deutschland seine Geldmittel erhöhe, würden auch andere Geber wie die USA und Großbritannien ihre versprochenen Beitragssteigerungen voll auszahlen.

Mit zusätzlichen 200 Millionen Euro könnten 118.000 Menschen mit einer lebensrettenden antiretroviralen HIV-Therapie behandelt werden. Darüber hinaus könnten 4,5 Millionen Malaria- und 50.000 Tuberkulosepatienten mit Medikamenten versorgt werden.

„Dass der Globale Fonds Aids, Malaria und Tuberkulose wirksam zu bekämpfen hilft, hat er in der Vergangenheit deutlich gezeigt“, erklärte Mischo. Mehr als 5 Millionen der 10 Millionen Menschen in Aids-Medikamenten-Programmen weltweit würden durch den Globalen Fonds finanziert. Durch die Erhöhung der Geldmittel könnten 1,3 Millionen neue HIV-Infektionen pro Jahr verhindert werden. „Wenn es nicht gelingt, die Neuinfektionen zu verhindern, hat das Behandlungskosten für die neu Betroffenen in Höhe von 47 Milliarden Dollar zur Folge“, unterstrich der Mitarbeiter der Kindernothilfe.

Fortschritt bei Kindern

Nach Angaben von Unicef sterben nicht zuletzt wegen fehlender Mittel im Globalen Fonds in den ärmeren Ländern immer mehr Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren an Aids. Zwischen 2005 und 2012 sei die Zahl von 71.000 auf über 110.000 dramatisch angestiegen. Diese Entwicklung lasse sich nur stoppen, wenn die UN-Mitgliedstaaten mehr Geld an den Globalen Fonds überweisen, erklärte Unicef-Direktor Anthony Lake. Mit einem Programmpaket im Umfang von 5,5 Milliarden Dollar (gut 4 Milliarden Euro) könne bis 2020 die Ansteckung von 2 Millionen Jugendlichen verhindert werden.

Erfolge meldet Unicef bei Kindern. Die Übertragung der Erreger von Müttern auf Kinder sei deutlich eingedämmt worden. Zwar seien im vergangenen Jahr noch 260.000 Kinder mit dem Immunschwäche-Virus infiziert worden. Sieben Jahre zuvor seien es mit 540.000 aber noch mehr als doppelt so viele gewesen. Ohne Behandlung würde ein Drittel der HIV-infizierten Kinder vor dem ersten Geburtstag sterben, die Hälfte ihren zweiten Geburtstag nicht erleben.

Allerdings wurden nach Angaben von Terre des hommes 2012 nur knapp 650.000 von insgesamt 2 Millionen mit dem HI-Virus infizierten Kindern unter 14 Jahren mit Medikamenten versorgt, die den Ausbruch von Aids stoppen oder ihn zumindest verzögern. Insgesamt gibt es nach Schätzungen des Aids-Programms der Vereinten Nationen (UN-Aids) weltweit 35 Millionen mit HIV infizierte Personen.

In Deutschland waren nach Angaben des Robert-Koch-Instituts Ende 2012 rund 78.000 Menschen mit HIV infiziert, darunter 200 Kinder. Die Zahl der Neuinfektionen lag in der Bundesrepublik 2012 bei mehr als 3.400, etwa 550 Infizierte starben.

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