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NSA-UntersuchungsausschussSnowden sagt ab

Der Untersuchungsausschuss des Bundestages wollte sich „informell“ mit dem Whistleblower treffen. Der jedoch lässt mitteilen, dass es dafür keinen Anlass gibt.

Kein Bett, keine Aussage: Edward Snowden lässt sich nicht in Moskau befragen. Bild: dpa

BERLIN taz | Edward Snowden lehnt ein „informelles“ Gespräch mit deutschen Abgeordneten ab. Das ließ er dem NSA-Untersuchungsausschuss über seinen Berliner Anwalt Wolfgang Kaleck ausrichten. Für ein solches Gespräch in Moskau bestehe „derzeit weder Raum noch Bedarf“, heißt es in dem Brief, der der taz vorliegt.

Seit Wochen schon wird im Untersuchungsausschuss über die Modalitäten einer Zeugenvernehmung gestritten. Snowden war zwar Anfang Mai einstimmig als Zeuge benannt worden, die Bundesregierung lehnt es jedoch ab, dem Aufdecker des NSA-Spähskandals eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland zu geben. Die damit verbundene Belastung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses widerspreche dem Staatswohl. Eine Zeugenaussage in Moskau hatte wiederum Anwalt Kaleck ausgeschlossen. Eine dortige Aussage Snowdens könnte dessen Asylstatus gefährden.

Anfang Juni hatte der Ausschuss mit den Stimmen der großen Koalition beschlossen, dass die Obleute der Fraktionen Anfang Juli zu einem „informellen“ Gespräch nach Moskau reisen sollen, um die Zeugenaussage Snowdens vorzubereiten. Bis zum 23. Mai sollte Snowden hierzu Stellung nehmen.

Laut Kalecks Schreiben lehnt Snowden nun auch ein informelles Gespräch in Moskau ab. Es sei völlig unklar, wozu ein solches Gespräch dienen soll, kritisierte Kaleck. Der Ausschuss habe dies in seinem Schreiben nicht mitgeteilt. Zu einer Zeugenaussage in Deutschland sei Snowden zwar nach wie vor bereit. Die Verfahrensfragen könnten aber schriftlich geklärt werden.

Kaleck ging auch auf das Argument ein, Snowden könne - wie schon in anderen Fällen - von Moskau aus schriftlich oder per Video Stellung nehmen. Bei den fraglichen Erklärungen gegenüber dem Europäischen Parlament und dem Europarat sei es aber um rechtspolitische Stellungnahmen gegangen. Eine Zeugenaussage über die konkreten Erfahrungen Snowdens müsse „ungleich ausführlicher“ ausfallen. Anwalt Kaleck glaubt, dass dieser Unterschied bei den Verantwortlichen in Deutschland „entweder in rechtlicher oder tatsächlicher Unkenntnis völlig verkannt oder aus politischen Gründen geleugnet wird“.

Unions-Obmann Roderich Kiesewetter erklärte, der Ausschuss müsse die Entscheidung Snowdens respektieren. Bei der CDU/CSU ist man über die Kompromisslosigkeit Snowdens und Kalecks offensichtlich nicht unglücklich.

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3 Kommentare

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  • Snowden weiß doch , dass dies alles nur Theater ist . Er weiß bestimmt , das der BND nach Kriegsende mit der NSA zusammenarbeitet . Was dem Volk hier vorgespielt wird ist alles nur Theater . Als ob Snowden etwas wüsste , was die deutsche Regierung noch nicht weiß . Merkel was doch nur empört ,weil IHR Handy abgehört wurde . Einst hat der Terrorismus ja erreicht , nämlich , dass jetzt auch Wirtschaftsspionage berieben wird .

  • Was solls..? Edward Snowden hat, sein Leben und Dasein riskierend, als humanistischer Aufklärer- Licht ins Dunkel staatlicher Schnüffelei vom NSA gebracht.

    Und wie es sich zeigt, haben die meisten westlichen Geheimdienste mit dem NSA zusammengearbeitet!

    Und nun hat die BRD Schiss ihm politisches Asyl zu gewähren- einerseits um die guten Beziehungen zu den USA nicht zu gefährden, andererseits um die Verflechtungen deutscher Geheimdienste mit dem NSA nicht offenzulegen..

    Ja und?

    Es ist sowieso anzunehmen das die Lücken, die Herr Snowden im System der NSA offengelegt hat, inzwischen von anderen Spezialisten der NSA gefüllt wurden. Die NSA macht fröhlich weiter!

    Was bleibt ist die Verletzung der Privatheit- oder die Verletzung des Fernmeldegeheimnisses/ des Briefgeheimnisses durch moderne Ausspähtechnologien...

    Und in dem Feld hat Herr Snowden einzigartige Aufklärung betrieben und auf diese Art zur Sicherung der Privatheit im Internet und im Mobilfunk beigetragen! Neue Gestze zum Schutz der Privatheit werden formuliert und in Kraft gesetzt, neue Technologien werden weiterentwickelt.

    Herr Snowden hat den honoris causa verdient! Und sollte sich in der Forschung betätigen!

  • Anstatt sich im NSA-Ausschuß bei der Aufklärung ohnehin bekannter Sachverhalte zu paralysieren, sollte man sich auf dessen dritten Untersuchungsauftrag konzentrieren. Also ausgehend von der Tatsache, dass mittlerweile zur Spionage und Überwachung alle verfügbaren technischen Mittelflächendeckend und umfassend eingesetzt werden, müssen endlich transparente und verbindliche gesetzliche Regeln beschlossen und moralische Regeln akzeptiert werden, die den Menschen- und Freiheitsrechten wieder absoluten Vorrang einräumen und den sicherheitsbedingten Maßnahmen enge, richterlich und parlamentarisch überwachte Grenzen setzt. Hier müssten dann unsere Politiker endlich einmal Farbe bekenne, was ihnen denn unsere Freiheitsrechte wert sind. Es scheint nicht schwer vorherzusagen, was denn das Ergebnis sein wird. Sofern sie überhaupt den Mut haben, sich offen dazu zu bekennen. Diese Regeln dann auch international durchzusetzen ist dann der nächste Schritt. Mein Tip: Sigismund Ruestig auf YouTube:

     

    http://youtu.be/v1kEKFu6PkY

    http://youtu.be/pcc6MbYyoM4

    http://youtu.be/_a_hz2Uw34Y

     

    Viel Spaß.