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private recherchen

Auskünfte aller Art

Mit seinen Diensten für deutsche Behörden, sollte man denken, führt Manfred S. eigentlich schon ein ausgefülltes Leben. Doch er hat auch für die Privatwirtschaft noch Kapazitäten frei. Für die englische Wirtschaftsauskunftei Hakluyt übernimmt er im Sommer 1996 eine „Recherche Shell/Nigeria/Ogoni“. Das Ziel des von englischen Ex-Agenten gegründeten Schnüffeldienstes besteht darin, möglichst viel über die Aktivitäten der Umweltschutzorganisation Greenpeace zu erfahren. Ein Jahr zuvor hatte Greenpeace Aktionen gegen die Fördermethoden des Shell-Konzerns durchgeführt, die im Nigerdelta die Umwelt und den Lebensraum der Ogoni vernichteten. Und man hatte die Versenkung der Bohrinsel Brent Spar verhindert.

Nun bereiteten „die grünen Krieger“, wie Manfred S. sie nennt, eine neue Kampagne gegen Ölbohrungen des Multis BP vor. Da wollte ein Hakluyt-Kunde rechtzeitig informiert sein, was auf ihn zukommen könnte. Manfred S. liefert die Informationen und stellt der Londoner Detektei dafür 20.000 Mark in Rechnung. Nebenbei entsteht auch ein Anti-Shell-Film. So etwas ist gut für den Ruf. Dass Hakluyt eine Gründung ehemaliger Mitarbeiter des englischen Geheimdienstes MI6 ist, war S. nach eigenen Angaben bekannt. Dennoch sei es ein ganz normaler Auftrag gewesen. „Einen Geheimdiensthintergrund kann ich daran nicht erkennen.“ Zudem habe er danach kaum noch für Hakluyt gearbeitet. „Vermutlich 1997 oder so“ habe es noch einmal kleinere Aufträge gegeben, danach, sei „nichts mehr passiert.“

Die Aussage ist falsch. Im März 1999 wurden Hakluyt mehrere Rechnungen, unter anderem „in der Telekom-Recherche“ avisiert. Im Herbst 1999 entstand zudem ein „Dossier BfG“. In Vorbereitung des Verkaufes der Bank für Gemeinwirtschaft ging es darum festzustellen, ob es „bekannte oder nicht bekannt gewordene Skandale, Korruptionsaffären oder sonstige Fälle negativer Publizität gibt“. Kurz: Es wurde kompromittierendes Material gesucht.

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