piwik no script img

Bonhoeffer-Todesurteil aufgehoben

■ Landgericht Berlin rehabilitiert endgültig den evangelischen Theologen sowie vier weitere Widerstandskämpfer

Berlin/Hannover (epd) – Das Landgericht Berlin hat festgestellt, daß die Nazi-Todesurteile gegen Dietrich Bonhoeffer und vier weitere Widerstandskämpfer bereits durch ein bayerisches Landesgesetz aus dem Jahr 1946 aufgehoben sind. Damit wurden der Pfarrer und seine Mitstreiter im Widerstand gegen den Nationalsozialismus 51 Jahre nach ihrer Hinrichtung endgültig rehabilitiert. Die Anregung kam von einer Gruppe von Studierenden und ProfessorInnen aus Hannover (vgl. taz vom 18. Juli).

Das Gericht setzte sich damit von einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes ab, der den Richter und den Ankläger der fünf Widerstandskämpfer 1956 vom Vorwurf der Beihilfe zum Mord freigesprochen und die Nazi-Urteile als „rechtsgültig“ anerkannt hatte. Lediglich Ankläger Walter Huppenkothen war zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt worden, weil er es versäumt hatte, die Urteile vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin formal bestätigen zu lassen.

Bonhoeffer, Admiral Wilhelm Canaris, Generalmajor Hans Oster, Hauptmann Ludwig Gehre und Heeresrichter Karl Sack waren am 8. April 1945 im bayerischen Konzentrationslager Flossenbürg von einem Standgericht zum Tode verurteilt worden. Den Befehl gab das Reichssicherheitshauptamt und letztlich Adolf Hitler. Richter war SS-Sturmbannführer Otto Thorbeck aus Nürnberg, Ankläger SS-Standartenführer Huppenkothen, Beisitzer der Lagerkommandant Kögl. Einen Verteidiger gab es nicht. Die fünf Widerstandskämpfer wurden am 9. April 1945 erhängt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen