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Trauer teuer bezahlt

■ Jurist Mülayim Hüseyin hart verurteilt

„Erkaufen“ wollte er sich seine Zulassung als Rechtsanwalt nicht. Deshalb lehnte Mülayim Hüseyin den Vorschlag ab, sein Strafverfahren gegen eine Geldbuße einzustellen. Nun bezahlt er teuer: Der Jurist wurde gestern zu 90 Tagessätzen wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung verurteilt. Damit ist seine Zulassung als Rechtsanwalt erheblich gefährdet (taz berichtete).

Das Ereignis, das ihn jetzt um seine berufliche Perspektive bringen könnte, liegt viereinhalb Jahre zurück. Im November 1992 wollte Hüseyin zusammen mit etwa 300 anderen Menschen auf dem Hamburger Flughafen die Särge der Mordopfer von Mölln verabschieden. Polizei versperrte den Zugang zur Charterhalle, es kam zu Rangeleien. Dabei sollen PolizistInnen beschimpft und getreten worden sein.

Dafür muß nun Hüseyin geradestehen. Er sei als derjenige identifiziert worden, der damals eine Beamtin getreten und bedroht habe, hielt ihm das Landgericht vor. Die Polizistin allerdings hatte Hüseyin am letzten Verhandlungstag nicht eindeutig wiedererkannt. „Das wird er wohl sein“, sagte sie.

Mit der Verurteilung zu 90 Tagessätzen ging das Gericht über die von der Staatsanwaltschaft geforderte Geldstrafe hinaus. Obwohl er damit knapp an einer Vorstrafe vorbeischlidderte, fürchtet Hüseyin um seine Zulassung. Denn die Justizbehörde hatte dafür das Urteil abwarten wollen.

Hüseyin war damals festgenommen und selbst von Polizisten verletzt worden. Zwei Ordnungshüter zeigte er an. Obwohl er sie namentlich benennen konnte, wurden die Verfahren gegen sie eingestellt.

Elke Spanner

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