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Telekom verweigert sich Waigel

■ Bei seinem Plan, das Haushaltsloch durch den Verkauf weiterer T-Aktien zu verkleinern, hat Theo Waigel nicht mit dem Widerstand der Telekom gerechnet. Die will selber neues Kapital an der Börse holen

Berlin/Bonn (taz/rtr) – Theo Waigels Haushaltslöcher haben gestern die Börse erreicht. Der Kurs der Telekom-Aktie fiel auf 38,78 Mark – das sind 62 Pfennig weniger als am Dienstag. Die Aktionäre sind offensichtlich beunruhigt über die geplanten Verkäufe der noch in Staatsbesitz befindlichen T-Aktien.

Finanzminister Theo Waigel ist Herr über 2,03 Milliarden Telekom-Aktien. Frei gehandelt, würden sie einen Wert von rund 78,5 Milliarden Mark darstellen. Geld, das Waigel dringend benötigt, um seinen desolaten Staatshaushalt zu sanieren. 287 Millionen T-Aktien will Waigel noch in diesem Jahr an die Börse bringen, um damit zumindest elf Milliarden Mark einzunehmen. Die restlichen Aktien will Waigel laut Bonner Koalitionskreisen bei Banken parken und dann en gros an strategische Partner der Telekom verkaufen. Die umstrittene Stopfaktion kann Waigel allerdings nur in Absprache mit der Telekom AG durchführen. Und die hat an einem freien Aktienpaket in diesem Jahr kein Interesse, fällt damit doch ihre eigene Kapitalerhöhung flach. Die Telekom halte sich strikt an den Prospekt für den Börsengang im November 1996, sagte ein Sprecher gestern. Das rechtsverbindliche Papier schließt einen Verkauf von T-Aktien des Bundes über die Börse vor dem Jahr 2000 aus. Die Telekom werde nicht auf eine Kapitalerhöhung verzichten. Bis Ende 1999 stehen dem Konzern eine Milliarde Aktien für eine Kapitalaufstockung zur Verfügung.

Noch sei nicht entschieden, in welcher Weise die Aktien verkauft werden, sagte eine Sprecherin von Waigel. Ein Aktienverkauf werde nur in Absprache mit der Telekom geschehen, bestätigte sie. Außerdem wolle man die Interessen der Kleinaktionäre schützen. Das wiederum geht nur, wenn das staatliche Aktienpaket an einen oder mehrere Fonds vergeben wird, denn sonst rutschen die Kurse. Die Fondseigentümer verpflichten sich dann wiederum, die Aktien nicht vor dem 1. Januar 2000 frei an der Börse zu verkaufen. Postminister Wolfgang Bötsch bestätigte, daß für den direkten Aktienverkauf über die Börse das Gesetz zur Postreform II geändert werden müßte.

Die eigenmächtigen Entscheidungen von Telekom-Chef Ron Sommer hat Bötsch gestern auch in einem anderen Bereich gedämpft. Er entschied, daß die Telekom ab 1998 konkurrierenden Telefonnetzen wie Arcor, Otelo und NetCologne nun doch den entbündelten Zugang zu ihren Netzen anbieten muß. ufo

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