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Bremerhavener MauselöcherOcean-Park-Chef kritisiert Politiker

■ Vorwurf: Verantwortliche der Stadt spekulieren, daß das Projekt scheitert

Die Bremerhavener Nordsee-Zeitung hat gestern mit keinem Wort über die Veranstaltung vom Mittwoch abend berichtet, auf der knapp 400 Kritiker des Ocean-Parks ein „Bürgerforum“gründeten. Reagiert hat dafür aber der Geschäftsführer der Ocean-Park-Entwicklungs-Gesellschaft (OPEG). Dr. Alfred Lüneburg.

Er habe den Eindruck, formulierte er, „daß sich die meisten Vertreter der politischen Parteien in Bremerhaven zur Zeit in ihre Mauselöcher verkrochen haben. Sie warten ab, ob die Köllmanngruppe wider Erwarten die Finanzierung des privaten Investitionsanteils auch bewältigt“. Lüneburg, der auf der Protestversammlung anwesend gewesen war, hatte sich gewundert, warum kein verantwortlicher Politiker von der Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung oder für den Magistrat hier den Bürgern Rede und Antwort gestanden hatte (vgl. taz 31.10.).

„Es ist absolut verständlich, daß die Bevölkerung Bremerhavens endlich wissen will, was der genaue Planungsstand zum Ocean-Park Bremerhaven ist“, schrieb Lüneburg, der offensichtlich von der brechend vollen Aula der Volkshochschule beeindruckt war: „Dieses Projekt ist für unsere Stadt und ihre Bürger tatsächlich von so weitreichender Bedeutung, daß wirklich alles vermieden werden muß, was einer Identifikation der Bürger mit diesem Projekt entgegenstehen könnte.“

Er bat die „Bürger“gleichzeitig um Verständnis für die derzeit noch anhaltende „Funkstille“über Details zu den Planungen, da die Projektentwickler von der Köllmanngruppe vertragsgemäß bis Ende November Zeit hätten, ihre Skizzen zu überarbeiten.

Gleichzeitig wies Lüneburg gestern darauf hin, daß die Köllmann-Gruppe bis zum gestrigen Tage „eine weitreichende Finanzierungszusage von Investoren oder Banken vorlegen“müsse. Falsch sei es, wenn die Bremerhavener Politiker davon ausgehen würden, daß das Projekt scheitere. „Nach den aktuellen Signalen aus dem Hause Köllmann spricht alles dafür, daß er es tatsächlich schaffen wird.“In diesem Falle aber müsse bis Ende November klar sein, wo der bisher eingeplante „Bremerhavener Anteil“an der Projektfinanzierung hergenommen werden könne – das sind 150 Millionen Mark oder mehr. Da das „in Bremerhaven nur mangelhaft vorhandene Tafelsilber“nicht ausreiche, die fehlende Summe aufzubringen, müsse die Stadt Bremerhaven mehr Geld aus dem ISP-Topf des Landes fordern, schlußfolgert daraus der Ocean-Park-Geschäftsführer.

Solche Verhandlungen mit dem Land Bremen, die bis Ende November stattfinden müßten, hätten aber „ein eindrückliches und einhelliges politisches Bekenntnis der Stadt zum Projekt Ocean-Park“zur Voraussetzung. Lüneburgs Erklärung schließt knallhart: „Insofern entspricht die derzeit fehlende Öffentlichkeitsarbeit über den Ocean-Park der allseits abgetauchten politischen Verantwortlichkeit in der Stadt und überläßt allein den Kritikern das Feld für öffentliche Diskussionen.“

Lüneburg verbreitete seine Erklärung übrigens nicht über sein eigenes (Magistrats-)Fax, sondern über das der Tourismus-Fördergesellschaft m.b.H. K.W.

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