: Kalkulierter Erfolg
■ Die WRE AG ist erfolgreich und spricht auch offen darüber
Kaum zwei Jahre alt und schon ein Klassiker: Die im Januar 1996 gegründete Wasserkraft und Regenerative Energieentwicklungs AG (WRE) gilt als ein Erfolgsmodell für alle, die ihr Geld in ökologisch orientierte Unternehmen investieren. Wenn, wie geplant, im Februar 1999 der Börsengang vollzogen ist, hätte die „grüne“ Geldszene eindrucksvoll dokumentiert, „daß wir den Kinderschuhen entwachsen sind“, freut sich der Vermögensberater und Gründungs- Aktionär Michael Schäfftlein.
Es sieht ganz so aus, als sei der ursprünglich erst einige Jahre später vorgesehene Sprung aufs Parkett kein ernsthaftes Problem für die in Frankfurt registrierte Aktiengesellschaft. Unter WRE-Regie sind derzeit 13 Wasserkraftwerke in Italien, der Tschechischen Republik und Deutschland entweder in Betrieb oder in Planung. In Griechenland und Portugal projektiert die WRE außerdem insgesamt vier Windkraftanlagen.
Kein Wunder, daß die Gesellschaft dafür offensiv Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Ihre Prospekte gelten als vorbildlich, zudem unterrichtet ein „Newsletter“ quartalsweise über die Aktivitäten des Unternehmens, und im Internet können neben Finanzdaten auch technische Informationen abgerufen werden.
Daß die erste Investition der WRE mit dem 40 Kilometer von Prag entfernten Kraftwerk Tri Chaloupky in Tschechien erfolgte, ist kein Zufall. Der heutige WRE- Aufsichtsratsvorsitzende Martin Jakubowski hatte schon 1995 versucht, im Heimatland der Wasserkraft Anlagen aus ehemaligem Staatsbesitz zu ersteigern. Was damals scheiterte, gelang zwei Jahre später. Nachdem Jakubowski sich mit dem heutigen Vorstand Zdenek Lomecky und Vermögensberater Schäfftlein zusammengetan hatte, konnte die junge Firma im Juni 1997 gleich zwei Projekte gleichzeitig auf die Schiene setzen: Neben Tri Chaloupky begannen die Bauarbeiten an einem 4-Megawatt-Kraftwerk im italienischen Ancinale. Alle Aktivitäten im Ausland werden von Tochtergesellschaften betrieben, an denen das Stammhaus mit 80 bis 100 Prozent beteiligt ist. Auch in England besteht seit kurzem eine Dépendance, ebenso in Bulgarien und Georgien.
Besonders die Aktionäre der ersten Stunde können mit ihrem Engagement zufrieden sein: 1996 wurden Anteile für 5,70 Mark ausgegeben, wer hingegen bei der jetzt beginnenden Kapitalerhöhung einsteigen will, muß 12 Mark bezahlen, und als Ausgabekurs für den Börsengang im nächsten Jahr sind 20 Mark kalkuliert. Angesichts einer solchen Entwicklung dürften die Teilhaber auch den ersten Rückzieher des Unternehmens mit Gelassenheit verfolgen: Eine geplante Wasserkraftanlage im italienischen Filesa soll nun doch nicht gebaut werden, weil die hierfür nötigen Landschaftseingriffe der WRE als ökologisch nicht vertretbar erschienen – trotz der guten Ertragsprognosen. Das könnte zwar kurzfristig die Bilanz ein wenig trüben, aber langfristig den guten Ruf der Firma fördern. Und der ist ja unter Umständen auch viel Geld wert. Jochen Siemer
WRE AG, Hessenring 113,
61348 Bad Homburg,
Tel.: (06172) 924535,
http.www//wreag.com.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen