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Lukrative Fleischtasche

Mit Drohbriefen versucht eine Freiburger Firma, für die Bezeichnung „Döner Kebap“ zu kassieren  ■ Aus Berlin Hayati Boyacioglu

Hunderte Dönerbudenbesitzer in ganz Deutschland fanden in den letzten Wochen seltsame Post in ihren Briefkästen. In einem hochseriös wirkenden Schreiben bittet die Freiburger Briefkastenfirma Albinus & Kownatzki die verdutzten Imbißhändler zur Kasse – mit der dreisten Begründung, sie hätte eine Lizenz auf den Namen „Döner Kebap“: „Wenn Sie die Marke benützen, verstoßen Sie gegen geltendes deutsches Recht. (...) Wir haben als Inhaber dieser Marke das Recht, Ihnen jedwede Verwendung zu verbieten.“ Wer nicht spurt und zahlt, dem wird vorsorglich schon einmal mit dem Schlimmsten gedroht: „Wir werden rigoros durch unsere Anwälte gegen jeden vorgehen, der unsere Eigentumsrechte verletzt.“

Der Verkauf der inkriminierten Fleischtasche unter ihrem bekannten Namen soll 6.000 Mark im Jahr kosten, zahlbar in zwölf Raten – nach Ansicht der vermeintlichen Lizenzgeber „eine geringe Gebühr“. Wer den Jahresobolus auf einmal entrichtet, so gnädig sind die Freiburger dann doch, muß nur 5.000 überweisen: „Sie sparen 1.000 Mark.“

Der Vorsitzende des Vereins Türkischer Dönerhersteller in Europa, Ahmet Bașbug, warnt nicht nur seine Landsleute vor dem dreisten Betrug, er hat auch sofort Anzeige gegen Albinus & Kownatzki erstattet. In einem Brief an das Deutsche Patentamt in München weist Bașbug darauf hin, daß der Allgemeinbegriff „Döner Kebap“ eine ganze Reihe von Produkten bezeichnet. Jeder Imbiß und jedes Restaurant verwende diesen Namen, weil es für die Fleischtasche laut Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz (LMBG) keine andere Bezeichnung gibt und das Produkt nur unter dieser Bezeichnung in den Handel kommen darf.

Silke Roth, Mitarbeiterin der Rechtsabteilung des Berliner Patentamtes, bestätigt die Bemühungen einer Firma, die Worte „Döner“ und „Kebap“ schützen zu lassen – diese seien allerdings ohne Erfolg geblieben. Bis jetzt wurden nur „Mr. Döner“ und „Mc Döner“ patentiert. Auch beim Amt gegen unlauteren Wettbewrb in Bad Homburg ist der „Döner“-Versuch bekannt. Alarmiert durch Ahmet Bașbug, wollen die Bad Homburger jetzt juristisch gegen Albinus & Kownatzki vorgehen und ebenfalls eine Anzeige wegen Betrugs erstatten.

Bei den Dönerimbißbesitzern löst der Vorfall eher Gelächter aus. Kadir Nurman, der 1971 die erste Dönerbude Berlins neben dem Zoopalast eröffnet hat und daher als „Vater des Döner Kebap in Berlin“ gilt, macht sich lustig über die deutsche Geldgier: „Die sollen erst mal lernen, was Döner ist. Ich kann mir vorstellen, daß einige dreimalkluge Leute daraus Profit schlagen wollen. Wenn es für Döner ein Patent geben würde, hätte ich es doch längst in der Tasche.“ Sein Kollege Mustafa Demir kann es nicht fassen: „Sie haben unser Nationalgericht im Visier. Für wie dumm halten die uns eigentlich?“

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