piwik no script img

Keine gesittete Rede

■ Klarstellung nicht möglich – Walser weist eine Bitte des israelischen Botschafters zurück

Überlingen (dpa/taz) – Martin Walser hat eine Bitte des israelischen Botschafters Avi Primor zurückgewiesen, seine umstrittene Friedenspreisrede mit Erläuterungen und Klarstellungen zu versehen, um sie so nachhaltig vom Vorwurf des Antisemitismus zu befreien. Ignatz Bubis hatte Walser einen „geistigen Brandstifter“ genannt und ihm latenten Antisemitismus vorgeworfen. „Ignatz Bubis drückt sich nach wie vor so maßlos aus“, erwiderte Walser auf die Bitte Primors, „daß ich keine Möglichkeit sehe, seine absurden Behauptungen durch eine öffentliche Klarstellung in den Bereich der gesitteten Rede zurückzubringen.“ Jemand, der ihn nach wie vor einen geistigen Brandstifter nenne und ihn in eine Sprachgemeinschaft mit notorischen Rechtsextremisten stelle, der wolle, so Walser, nicht Dialog, sondern Diffamierung. Walser verweist in seiner Antwort an Primor darauf, daß seine Rede in der Frankfurter Paulskirche von zwei bedeutenden jüdischen Intellektuellen wie Rafael Seligmann und Salomon Korn keineswegs mißverstanden worden sei. Sie „haben inzwischen ausgedrückt“, so Walser, „was ich auch ausgedrückt zu haben glaube. Wenn diese beiden Aussagen nicht zur Klarstellung beitragen, dann darf man vorerst mutlos werden.“ Salomon Korn hatte vom „Gedenk-Dilemma im Land der ehemaligen Täter“ wie von einem „in floskelhaften Redewendungen kanalisierten Jargon der Betroffenheit“ gesprochen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen