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Zukunft der innerstädtischen Bezirke: kinderlos

■ Im Jahr 2010 wird es in der Stadt etwa 14.000 Kinder unter sechs und 18.000 Kinder zwischen sechs und 18 Jahren weniger geben als heute. Was wird dann aus den vielen Kitas und Schulen?

Stadtentwicklungsstaatssekretär Hans Stimmann war verstimmt: „Zentrum ohne Schüler“, die Berliner Innenstadt bald ohne Kinder, Weggang und Geburtenknick, Schulen, die geschlossen werden müssen, und leerstehende Kitas – all das hatte er thematisiert. Doch wer am Montag abend nicht zu seiner Stadt Projektdiskussion ins Deutsche Architekturzentrum kam, waren Lehrer, Erzieher, Eltern, Schüler.

Debattiert wurde dennoch. Dietrich Flicke, Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, erläuterte, daß Berlin im Jahr 2010 etwa 14.000 Kinder unter sechs und 18.000 Kinder zwischen sechs und 18 Jahren weniger als heute zählen wird. Die Gründe dafür lägen sowohl in der Stadtflucht als auch darin, daß Wohnungsneubau in der Innenstadt fast ausschließlich für Zweitwohnungsnutzer oder Singles realisiert werde. Familienfreundliche Stadt – quo vadis?

Nachgedacht werden müsse deshalb vor allem darüber, sagte Christine Würger, Mitarbeiterin der Schulverwaltung, wie mit dem jetzt schon bestehenden Überangebot von 20 bis 30 Schulen in der Innenstadt und mit nicht mehr benötigten Kitas und anderen sozialen Infrastruktureinrichtungen künftig umgegangen werden soll. Schließen? Abreißen? Umnutzen? Franz Schulz, Kreuzbergs grüner Bürgermeister, wollte das so nicht akzeptieren und wehrte sich gegen Planungen, die „Kreuzberg und Friedrichshain schon jetzt in einem Topf sehen“ und einzelne lokale Gegebenheiten nicht mehr berücksichtigen.

Für seinen Bezirk, sagte Schulz, hätten die Planer auch aufgrund des hohen Ausländeranteils an der Bevölkerung kein wesentliches Sinken der Schülerzahlen prognostiziert.

Mitte dagegen, erinnerte Jugendstadträtin Eva Mendl, habe seit 1995 einen Rückgang von 2.100 Kindern unter sechs Jahren zu verkraften. Dennoch sei es bislang gelungen, Schulschließungen zu vermeiden. Zwei Einrichtungen laufen als sogenannte Filialschulen weiter, andere Standorte würden für Freie Träger geöffnet, deren Freizeitangebote gleichzeitig die Attraktivität der Schulen erhöhen. „Aber auch das geht nicht ohne öffentliche Gelder“, betonte Mendl.

Der einstige Hauptstadtreferent des Bausenators, Engelbert Lütke-Daldrup, der mittlerweile Stadtentwicklung in Leipzig betreibt, konnte die Berliner trösten – in der sächsischen Metropole ist der Rückgang an Kinder- und Schülerzahlen noch dramatischer als in Berlin. Zwischen 1995 und dem Jahr 2005 muß Leipzig 40 Prozent seiner Grundschulen schließen.

S.T.E.R.N.-Geschäftsführer Cornelius van Geisten grämte sich dennoch darüber, daß Schule in Berlin wieder einmal nur als Flächengröße betrachtet werde und die neue Situation nicht als Ausgangspunkt für eine Betrachtung über Qualität von Schule genutzt werde.

„Wir haben heute den Deckel zu einer Diskussion aufgemacht“, resümierte Staatssekretär Stimmann fast zaghaft. Erwähnter „Deckel“ hätte den Versammelten nämlich eigentlich schon um die Ohren fliegen müssen.

„Im Topf“ brodelt und kocht es mit Hochdruck seit langem. Erst Ende letzter Woche hatten die Leiter aller 38 Schulen von Prenzlauer Berg in einem offenen Brief ihren Bezirkspolitikern das Vertrauen entzogen, weil beschlossen worden war, Lehrmittel in Größenordnungen von 60 Prozent zu streichen. Schulen wurden bereits geschlossen, ohne Diskussionen um und eine Chance auf Qualitäten. Lehrer, Erzieher und Eltern hatten also vermutlich besseres vor, als einer Diskussion beizuwohnen, die wohl zwei Jahre zu spät kommt. Kathi Seefeld

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