■ Standbild: Elefantennummer
„Was nun, Gerhard Schröder?“, 22.15 Uhr, ZDF
Daß Klaus Bresser das noch erleben durfte. Jahrelang wurde der ZDF-Chefredakteur in Kanzler-Interviews von Helmut Kohl geschurigelt. „Was reden Sie denn da!“ blaffte Kohl, und Bresser sah aus wie ein geprügelter Hund. Doch nun hat der 62jährige kurz vor der Rente beim neuen Kanzler doch mal genießen dürfen, wie er einen kleinen, aber bösartigen Treffer landete.
Und das ist auch bei Schröder wahrlich nicht leicht: Anders als Kohl bügelt der die Journalisten nicht ab. Er lächelt ihnen leicht ironisch zu. Ich kenne euer Spiel, heißt das. Ich spiele gern mit. Schröder nimmt die Fragen auf, sagt: „Gar keine Frage!“, „Was Sie ansprechen, ist richtig!“ und lenkt den Blick nachdenklich auf „nicht kalkulierbare Krisen“ in Brasilien und Rußland. Bresser hat zuerst mitgemacht und zugeschaut wie sein Juniorpartner Thomas Bellut rührig dem süffisant lächelnden Kanzler in der Tarifpolitik nachstellte. Dann setzte sich Bresser zurecht und zitierte ein wenig aus den 100-Tage-Kritiken der Presse. „Durcheinander“, „Kuddelmuddel“, „Hin und Her“ – allein, das war alles nichts Neues für Schröder. Bis Bresser spöttisch lächelte: „Können wir uns hier darauf verständigen, daß das, was Sie jetzt sagen, am Ende der Sendung noch Gültigkeit hat?“ Das sei ja „sehr provokant gefragt“, spulte da des Medienkanzlers Gehirn ab, das mit der Gültigkeit sei doch nie anders gewesen. „Kanzler der Kehrtwende“, gab Bresser noch eins drauf und zählte die Windungen von Schröders Atompolitik auf. „Unnötig außenpolitisches Porzellan zerschlagen?“ bohrte Bresser. Da lächelte Schröder nicht mehr. Porzellan? Der Elefant, das war doch Kohl! Schröder ärgerlich: „Das ist nicht der Fall.“ Georg Löwisch
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