: Fast obszöne Summen für ein Spiel
WDR-Reporter Manfred Breuckmann über Fußballzukunft, hohe Geldsummen und öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Manni Breuckmann kommentiert seit 1972 Fußball live im Radio, gerne mit dem Schlusssatz „Hier in xxx ist die Messe jetzt gelesen.“
taz: Was prognostizieren Sie für die Zukunft des Fußballs im Rundfunk?
Manfred Breuckmann: Ich habe Herrn Hahn von der Kirch-Gruppe so entschlossen erlebt, ich kann mir kaum vorstellen, dass noch Fernsehübertragungen stattfinden werden. Beim Hörfunk bin ich aber ziemlich sicher, dass wir auch in der nächsten Saison die Bundesliga-Konferenzen im öffentlich-rechtlichen Radio haben werden. Herr Pleitgen (ARD-Chef) ist ja anscheinend fest entschlossen, das auch gerichtlich durchzuziehen. Die Frage ist doch, ob die Berichterstattung als Teil der Informationsfreiheit zu betrachten ist oder ob das frei verhandelbare Rechte sind.
Was ist denn Ihre Ansicht?
Ich spreche ja pro domo, aber dass das, was wir als Hörfunkreporter erbringen, eine Leistung eigener Art ist, das hat schon was. Sonst könnte man ja, wenn man weiterdenkt, auch demnächst die schreibenden Kollegen mit irgendeiner Gebühr belegen.
Könnte das Beispiel für andere Sportarten Schule machen?
Wenn bestimmte Leute erst mal Blut geleckt haben, dann schon. Bei den privaten Hörfunkstationen müssten aber erst mal deutschlandweite Strukturen geschaffen werden. Wenn das im Fußball so läuft, könnte das aber in anderen Sportarten auch sein. Obwohl Fußball natürlich Volkssport Nummer eins ist. Ich bin mir aber auch sicher, dass wir große Teile der Öffentlichkeit hinter uns haben, die Leute kriegen immer mehr mit, dass das nur noch der brutale Kommerz ist. Da sind Summen im Gespräch, von denen einem ganz schwindelig wird: 10 Millionen Mark für ein Vormittagsspiel im Fernsehen, das ist ja schon fast obszön.
Würden Sie dem WDR für die Fußballberichterstattung untreu werden?
Ich habe schon diverse EMs und WMs mitgemacht, mich trifft das nicht so hart, wenn ich nächstes Jahr nicht nach Japan oder Südkorea fliegen könnte. Und ich mach ja auch nicht nur Sport.
Sie würden also eher den Sport für den WDR aufgeben als den WDR für den Sport?
Ich habe schon ein Angebot von Premiere abgelehnt. Ich bin auf der öffentlich-rechtlichen Seite und werde das auch wohl bleiben. INTERVIEW: JZ
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