: Die Bank hat 18 Löcher
Die Bankgesellschaft Berlin leistet sich trotz ihre Finanzkrise einen schicken Golfplatz in der Nähe von Strausberg. Damit fuhr sie Verluste in Millionenhöhe ein. Ver.di: Alle Bankprojekte auf den Prüfstand
von RICHARD ROTHER
Während das Land Berlin Milliarden Euro in die kriselnde Bankgesellschaft steckt und Tausende Arbeitsplätze bedroht sind, leistet sich die Bank offenbar immer noch kostspielige Prestige-Projekte. Eines davon: die Wilkendorf Golf Betriebsgesellschaft mbH, die einen exklusiven 18-Loch-Golfplatz in der Nähe von Strausberg betreibt.
Mehr als 1.200 Klubmitglieder schwingen inmitten der schönen Märkischen Schweiz regelmäßig den Golfschläger. Der Platz, der laut Eigenwerbung „das wunderschöne, von der Natur hügelig modellierte Gelände, den jahrhundertealten Baumbestand und die vorhandenen Biotope“ ins Gesamtdesign integriert, ist nicht ganz billig: ein Mitgliedsbeitrag kostet bis zu 1.100 Euro pro Jahr. Nichtmitglieder können zunächst auf einem 6-Loch-Kurzplatz üben, bevor ihnen ein weiterer 18-Loch-Platz zur Verfügung steht.
Dennoch erwirtschaftet die Anlage, zu der auch ein repräsentatives Clubhaus, ein Wohnbereich sowie ein Hotel gehören, offenbar hohe Verluste: im Jahr 2000 schlug die Wilkendorfer Golf Betriebsgesellschaft, als eine hundertprozentige Tochter der Bankgesellschaft, mit 1,126 Millionen Euro minus in der Bilanz der Bank zu Buche; für die Wilkendorf Bau- und Projektentwicklungsgesellschaft kam noch einmal ein Minus von 106.000 Euro hinzu. Zudem soll die Bank bereits Wertberichtigungen in Millionenhöhe aufgrund des Golfplatzengagements vorgenommen haben.
Kein Wunder, dass es in der Bankgesellschaft rumort. Kaum verständlich scheint, dass es verlustreiche Projekte gibt, während gleichzeitig Mitarbeiter Entlassungen befürchten müssen. Schließlich erscheint es nicht gerade die Aufgabe einer Bank zu sein, Golfplätze – noch dazu verlusttreiche – zu betreiben.
Im Zuge der Sanierung der Bankgesellschaft müsse man „an alle Projekte rangehen“, sagt Ver.di-Finanzexperte Joachim Tonndorf. Die hohen Kosteneinsparungen bei der Bank dürften nicht nur auf dem Rücken der Mitarbeiter erzielt werden, so der Gewerkschafter. Auch die Sachpostenpositionen gehörten auf den Prüfstand. Unter den Mitarbeitern sei schon Unruhe und zum Teil Unzufriedenheit zu spüren.
Den Golfern mag das einerlei sein, denn nach der Runde geht es beim Golfclub Schloß Wilkendorf – in der Nähe des schönen Waldsees Ihlandsee nördlich von Strausberg gelegen – erst richtig los. „Sie können sich im schönen Clubhaus auf vielfältigste Art verwöhnen lassen“, wirbt der Klub. Jedem Golfer sei überlassen, ob er sich bei schönem Wetter auf der Terrasse oder im freundlichen Ambiente des Restaurants kulinarisch bewirten lassen möchte. In einem Kaminzimmer könne er auch seine Golfrunde noch einmal Revue passieren oder den Tag mit einer ruhigen Partie Schach ausklingen lassen.
Aus dem Hause der Bankgesellschaft war gestern zum Thema Golfplatzengagement keine Stellungnahme zu erhalten; die Geschäftsführung der Wilkendorfer Golfanlage lehnte gestern jede Stellungnahme kategorisch ab.
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