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Studenten bieten wieder mit

Nachhaltige Initiative: Bieterverfahren für das vom Abriss bedrohte Studentendorf Schlachtensee wird erneut ausgelobt. Diesmal hat Konzept zur Sanierung und Erhaltung des Baudenkmals Chancen

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

„Es kann klappen“, hatte die frühere Kultursenatorin Adrienne Goehler einmal gesagt und sich damit Mut für ihr Engagement zur Rettung des Studentendorfs in Schlachtensee zugesprochen. Heute ist Goehler nicht mehr im Amt. Aber es kann klappen. Das Bieterverfahren für das marode Studentendorf wird erneut ausgelobt – und diesmal unter Beteiligung der AG Schlachtensee. Dies bestätigte am Dienstag die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Damit besteht doch noch die Chance, dass das Konzept der studentischen Arbeitsgemeinschaft, die sich jahrelang für den Erhalt des vom Abriss bedrohten Studentendorfs eingesetzt hat, zum Tragen kommt.

Goehler hatte Mitte 2001 den schon vom Senat beschlossenen Verkauf und teilweisen Abriss des denkmalgeschützten Areals an den Investor ID & A gestoppt und die AG Schlachtensee aufgefordert, eine tragfähige Finanzierung für die Sanierung des 50er-Jahre-Ensembles in Zehlendorf mit über 1.100 Wohnungen zu erabeiten. Im Dezember 2001 legte die AG Schlachtensee gemeinsam mit Berliner Architekten, darunter Ex-IBA-Direktor Hardt-Waltherr Hämer, ein Konzept zur Erhaltung und zur Fortführung als Studentendorf vor. Das Land Berlin indessen wollte seine Verkaufsgespräche mit ID & A nicht revidieren, obwohl gemunkelt wurde, dass das Unternehmen Finanzierungsprobleme habe.

Nach Auskunft von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) habe der mit dem Verfahren betraute Liegenschaftsfonds jetzt mitgeteilt, „dass die Verhandlungen mit dem ausgewählten Investor ID & A gescheitert sind“. Als Grund nannte der Liegenschaftsfonds die erfolglose Suche der ID & A nach potenten Partnern für den Kauf des 12 Millionen Euro teuren Grundstücks sowie für den radikalen Umbau zum Luxuswohnort. Strieder drängt nun auf ein erneutes Bieterverfahren. Dazu sollen die AG Studentendorf Schlachtensee sowie der Bieter Bayerische Hausbau und noch einmal die ID & A aufgefordert werden, jeweils „ein überarbeitetes, verbindliches Angebot einzureichen“. Liegenschaftsfonds-Sprecherin Dähn bestätigte, dass im Mai 2002, nach einer wirtschaftlichen Prüfung, dem Auswahlgremium ein Angebot zur Entscheidung vorgestellt werde. Danach solle der Kaufvertrag abgeschlossen werden.

Der Bausenator machte darauf aufmerksam, dass von Seiten der AG Schlachtensee „kein prüfbares“ Angebot vorliege und forderte sie auf, dies nachzuholen. Nach Auskunft von Johannes Prüßner und Jens-Uwe Köhler, beide Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, hat aber die Bayerische Landesbank gemeinsam mit dem privaten Bauinvestor NDC GmbH signalisiert, einen Kredit in Höhe von rund 22,5 Millionen Euro der Initiative zur Verfügung zu stellen – weit mehr als die vom Land geforderten 12 Millionen Euro. Damit könne das Gelände mit seinen Studentenbuden, einem Gemeinschaftshaus und der Parkanlage vom Land gekauft, saniert und weiterbetrieben werden. Zugleich sollen freie Flächen des Geländes an einen Bauträger veräußert und mit Wohnungen bebaut werden.

Uwe Stäglin, SPD-Baustadtrat in Steglitz-Zehlendorf, begrüßte das neue Bieterverfahren und die Teilnahme der AG Schlachtensee ausdrücklich. Der Bezirk werde sich für den Erhalt des Studentendorfs einsetzen. Schlachtensee sei ein herausragendes Baudenkmal. Für den Erhalt des 1957 eingeweihten Ensembles als Symbol der Nachkriegsmoderne und der Gründung der FU hatten sich in der Vergangenheit die Grünen und die PDS sowie Denkmalschützer und Architekten eingesetzt und zugleich gegen die Neubebauung des Areals ausgesprochen.

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