Kein Bock auf Bonus

Miles-&-More-Affäre: Wer ist der Sünder? SPD beschimpft Bund der Steuerzahler. Der will die Flugdaten nicht an „Bild“ gegeben haben. FDP in Erklärungsnot. Lufthansa gibt sich unbeteiligt

BERLIN taz ■ Ausgesprochen gereizt reagierten SPD-Politiker gestern auf den Bund der Steuerzahler (BdSt). Der hatte im Zusammenhang der Affäre um die Bonusmeilen zugegeben, dass ihm eine Liste der Flugdaten von Bundestagsabgeordneten vorliege; er habe diese aber nicht an die Bild-Zeitung weitergegeben. BdSt-Vizepräsident Dieter Lau hatte dem ARD-Magazin „Kontraste“ erklärt, Abgeordnete aller Parteien hätten dienstlich angesammelte Flugkilometer privat genutzt. Wie viele Abgeordnetennamen die Liste enthält, sagte er nicht. Die Informationen seien dem Verband anonym zugegangen. SPD-Generalsekretär Müntefering rügte, dass der BdSt erst jetzt mit seinen Kenntnissen an die Öffentlichkeit gegangen sei. Seines Wissens habe die Organisation schon im Herbst vergangenen Jahres Verdacht geschöpft und Anfragen an den Bundestag gerichtet.

Der Generalsekretär griff auch die Bild-Zeitung an, die er schon mehrfach wegen der „häppchenweisen“ Veröffentlichung über privat genutzte Bonusmeilen von Bundestagsabgeordneten gerügt hatte. Nach den Bild-Enthüllungen zog sich der Grünen-Politiker Özdemir aus dem Bundestag zurück, der Berliner Wirtschaftssenator Gysi (PDS) trat von seinem Amt zurück. Müntefering vermutete „eindeutig eine Kampagne“. Bundestagsvizepräsidentin Anke Fuchs (SPD) warf dem BdSt eine „politische Hetzjagd“ vor.

FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper wies gestern die Vermutung von sich, ihre Partei stecke hinter den Veröffentlichungen. Der Verdacht hatte sich ergeben, als bekannt wurde, dass ein BdSt-Mitarbeiter, der dort für den Komplex Bonusmeilen zuständig war, inzwischen für die FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen arbeitet. Auch Lufthansa-Sprecher Klaus Walther verwahrte sich gestern gegen Vorwürfe, die Daten seien aus seinem Unternehmen gekommen. HEI

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