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demo gegen kircheDas geht euch nichts an!

Ach, die Kirche und die fleischlichen Gelüste! Da setzt sie sich für die Armen und Entrechteten in dieser Gesellschaft ein. Da pflegt sie die Kranken und tröstet die Verzweifelten. Da protestiert sie – siehe Embryonenschutz – gegen die Allmacht des Marktes und die Verfügbarkeit selbst des Fötus für die kapitalistische Produktionsweise. Doch all diese guten und klugen Taten und Worte helfen ihr im öffentlichen Ansehen wenig. Weil sie ein massives Problem hat und es am liebsten allen anderen aufzwingen will: ihr Komplex mit dem Sex.

Kommentar von PHILIPP GESSLER

Die Entscheidung der deutschen Bischöfe, den kirchlichen Angestellten zu kündigen, sobald sie sich „verpartnern“ lassen, passt in diese Kategorie. Natürlich kann man einwenden, dass niemand gezwungen ist, bei Kirchens zu arbeiten, der nicht mit ihren Grundprinzipien übereinstimme. Schließlich fordert man ja auch nicht vom „Tendenzbetrieb“ Bundeswehr, Kriegsgegner in seinen Reihen zu akzeptieren.

Dieser Einwand aber zählt nicht: Wer mit wem im Bett liegt, ob jemand Kondome nimmt oder die Pille – diese Fragen berühren in keinem Fall Grundprinzipien der Kirche. Es sind Entscheidungen, die in die Privatsphäre der Angestellten gehören und auch den Auftrag der Kirche, Werkzeug der Liebe Gottes zu sein, nicht tangieren.

Jesus übrigens war hier viel weiter als die heutigen Geistlichen: Er verhinderte die Steinigung einer Ehebrecherin, die gegen den damaligen Sexualkodex verstoßen hatte. Ähnliche Größe, Toleranz und Menschlichkeit lassen viele Bischöfe heute vermissen.

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