taz-Community über Extremwetter: „Womit müssen wir noch rechnen?“

In Westdeutschland kam das Hochwasser – aber auch anderswo zeigen sich Wetterextreme, verstärkt durch den Klimawandel. taz-LeserInnen berichten.

Haus, bei dem die komplette Wand fehlt und Einblick in das völlig zerstörte Schlaf- und Kinderzimmer

Völlig zerstörtes Haus im Ahrtal: Extremwetterereignisse werden häufiger Foto: Christoph Hardt/imago

Hochwasser durch Starkregen in Deutschland und China, Waldbrände durch enorme Hitze in den USA und Sibirien – derzeit gibt es an vielen Orten der Welt viel Extremwetter. Und wie sieht es bei unseren Le­se­r:in­nen aus?

Auf unserem Instagram-Kanal zur Klimakrise haben wir unsere Community gefragt: „Welche Extremwetter werden bei euch häufiger zu erwarten sein?“ Wir haben viele Antworten erhalten, die von mehr Starkregen und Hochwasser erzählten, aber auch von sinkendem Grundwasser, Dürre und Hitzewellen. Hier veröffentlichen wir eine Auswahl.

„Welche Extremwetter werden bei euch häufiger zu erwarten sein?“

Erst Dürre, dann Hochwasser. „Seit 2018 habe ich drei Dürresommer erlebt. 2020 wurde es extrem: Im Juni war das Gras überall gelb – außer bei den Menschen, die wie verrückt mit Leitungswasser bewässern -, die Bäume wurden von der Feuerwehr und An­woh­ne­r*in­nen bewässert, im Kottenforst wurden Bäume gefällt, da sie der Hitze und den Schädlingen nicht standhalten konnten. Dieses Jahr hatten wir bereits zweimal Hochwasser am Rhein. Wir machen uns Sorgen, wie es nun weitergeht. Womit müssen wir als nächstes rechnen? Wie können wir uns darauf adäquat vorbereiten?“

Valérie Bennett, 33, Bonn

Melvin Gundlach im Porträt

Melvin Gundlach Foto: privat

Häufigere Jahrhunderflut. „Ich bin in Hamburg groß geworden und fand es schon als Kind beängstigend, Bilder von überfluteten Bereichen der Innenstadt in den Nachrichten zu sehen. 2002 wurde noch von einer „Jahrhundertflut“ gesprochen. Inzwischen ist klar, dass so etwas deutlich häufiger als einmal im Jahrhundert vorkommen wird. Diese Aussicht bereitet mir Sorgen. Gerade in Hamburgs Innenstadt ist es schwer, sich gegen gewaltige Hochwasser zu schützen, da viele Gebäude direkt am Wasser stehen.“

Melvin Gundlach, 25, Hamburg

Jedes Jahr laufen die Keller voll. „Früher war so ein Gewitter mit Starkregen ein echtes Ereignis. An einem Abend liefen die Keller voll – da war ich gerade in die Schule gekommen und fand das sehr spannend. Inzwischen laufen die Keller fast einmal jährlich voll mit Wasser. Das ist nicht mehr spannend, sondern beängstigend. Im Sommer mixt sich das ganze mit wochenlanger Trockenheit. Die Wiese hinter unserem Haus ist entweder ein Sumpf oder staubtrocken. Eigentlich soll es in unserer Region nur moderate Wetteränderungen geben, aber für Böden, Pflanzen und Insekten ist schon moderat einfach nicht akzeptabel.“

Lisa Tiemann, 29, Kreis Gifhorn

Ruben Grimm im Porträt

Ruben Grimm Foto: privat

Ernteverluste seit Jahren. „Bis 2050 gibt es 7,7 heiße Tage mit mehr als 30 Grad Celsius mehr, bis 2100 sind es 17. Die Zahl der Tropennächte mit mehr als 20 Grad steigt um 3,7 bis 2050 und 12,8 bis 2100. Das sind die Aussichten für meine Heimatregion, wenn es in der Zukunft keinen wirksamen Klimaschutz gibt. Mein Vater muss seine Bäume und Pflanzen immer mehr bewässern, die Bauern verzeichnen seit Jahren Ernteverluste. Hinzu kommt, dass durch Starkregen der fruchtbare Boden weggeschwemmt wird. Besserung? Nicht in Sicht!“

Ruben Grimm, 34, Kraichgau

Keller als Regenzisterne. „Ich wohne im Bördeland. In den letzten Jahren ist der Grundwasserspiegel hier im Durchschnitt um 50 bis 80 Zentimeter gesunken. Regen ist selten. Die tieferen Bodenschichten sind knochentrocken. Mit meinem Opa haben wir einen alten Keller in eine Regenzisterne umgebaut, da Brunnen und Regentonnen für den Garten in den letzten Jahren nicht ausreichten. In den letzten 4 Jahren mussten wir bereits im April den Garten wässern, was laut meinem Opa in 80 Jahren nie vorkam.“

Steven Adam, 39, Bördeland

Lara Schulte-Nienhaus im Porträt

Lara Schulte-Nienhaus Foto: privat

Der Wald wird lichter. „Siegen-Wittgenstein ist mit 70% bewaldeter Fläche der grünste Kreis Deutschlands. Besonders in den letzten Jahren muss ich mit ansehen, dass unser Wald stirbt. Viele Fichten sind hier zu Hause, die sich besonders in heißen und trockenen Sommern dem Borkenkäfer nicht zur Wehr setzen können. Von Jahr zu Jahr wird der Wald lichter und es bricht mir das Herz, das ständig mit anzusehen. Ich war schon immer gern im Wald und heute wissen wir: der tut nicht nur der Seele, sondern auch unserer Umwelt gut.“

Lara Schulte-Nienhaus, 22, Siegen

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