proQuote Podiumsdiskussion: Alle einig, nix passiert

Nach der erfolgreich geführten Medienkampagne der Initiative proQuote stellt sich nun die Frage, ob Mann durch wohlwollendes Murmeln und große Gesten Farbe genug bekennt.

Von nun an offiziell: Vereinsname proQuote Media e.V. Bild: pro quote

Stell dir vor, alle sind sich einig, aber es passiert nichts. Was als Guerilla-Aktion startete, endete am Dienstagabend mit einer lauschigen Diskussionsrunde unter selbsternannten „alten Schlachtrössern“: Die Initiative ProQuote schritt zum vorerst letzten öffentlichen Meinungsgefecht in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung.

Ab Montag verbirgt sich die Kampagne für mindestens 30 Prozent Frauen in den ChefInnenetagen deutscher Redaktionen bis 2017 hinter dem offiziellen Vereinsnamen proQuote Media e.V.. Daher stritten sich auf dem Podium die DiskutantInnen Dagmar Engel (Deutsche Welle), Alexander Görlach (The European), Elke Schmitter (Der Spiegel), Birgit Wentzin (Deutschlandfunk) und Jakob Augstein (Der Freitag) auch darüber, ob mit dem vorerst letzten Stimmenfang nicht auch langsam das revolutionäre Potenzial der Aktion begraben wird.

Streik und Farbbeutel anstatt Vereinsgründung und Debatten im Kreise der journalistischen Elite? Einen Anstoß zu mehr Radikalität und Brutalität gab zumindest Jakob Augstein, der die Kämpferinnen für die Quote als „viel zu nett“ bezeichnete und hinzufügte, dass die Männer das Problem für die Frauen schließlich nicht lösen könnten.

Dass es allerdings immer recht einfach sei, andere zu mehr Radikalität anzustiften, kommentierte Elke Schmitter, verwies aber zugleich auf die Quotierung in der taz, die auch erst im Anschluss an einen Streik am 17. November 1980 eingeführt wurde. Ob es sich die Frauen nicht vielleicht doch lieber bequem machten, anstatt die Keule für mehr Gleichberechtigung und Vielfalt zu schwingen, fragt Moderator Thomas Leif.

Natürlich würde Frauen heute „auf dem Schweiß der älteren Generation Schiffchen fahren“, sagte Birgit Wentzin, doch gekämpft werde weiterhin - nur gehe es nach wie vor um strukturelle Schwierigkeiten, deren VerursacherInnen nicht ohne Weiteres gestürzt werden könnten. Wie ein Anti-Proquoten-Quotenmann wirkte der rechtsaußen auf der Bühne platzierte Alexander Görlach von The European, dem Diskussionen über Ungleichberechtigung vom angeblich völlig fremd seien.

Er sei der festen Überzeugung, dass sich der mit zwei Prozent schwindend geringe Anteil von Frauen in den Chefsesseln der Redaktionen mit den zahlreichen aufstrebenden Volontärinnen und der 50/50-Verteilung auf der Redakteurs- und Reporterebene bald von selbst beheben wird - einer der wenigen Kommentare an diesem Abend, der mit Raunen aus dem Publikum gestraft wurde. Zum Schluss hoben tatsächlich vier ZuschauerInnen die Hand bei der Frage, wer nun doch für eine Frauenquote auf allen Hierarchiebenen der Redaktionen stimmen würde. Immerhin.

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