louise-schroeder-preis: Ein Kuratorium muss her
Der Schriftstellerin Daniela Dahn soll auf Vorschlag der PDS-Fraktion im April die Louise-Schroeder-Medaille für frauenpolitisches Engagement verliehen werden. Wegen ihrer Verdienste, so die Begründung, um die Gleichstellung von Frauen und Männern. Schon allein aus frauenpolitischer Sicht kann diese Entscheidung keine Begeisterung auslösen. Eine umstrittene Wahl ist aber noch lange kein Grund, die Louise-Schroeder-Medaille insgesamt in Frage zu stellen. Oder forderte jemand die Abschaffung des Bundesverdienstkreuzes nach der Verleihung an Klaus-Rüdiger Landowsky?
Gastkommentar von SIBYLL KLOTZ
Berlin braucht ein verändertes Auswahlverfahren. Denn die Nominierung durch die Fraktionen ist nun schon zum zweiten Mal in ein peinliches Hickhack ausgeartet. Im letzten Jahr gab es heftigen Streit um die Verleihung der Medaille an die ehemalige brandenburgische Arbeitsministerin Regine Hildebrandt. Der öffentliche Streit führt dazu, dass sowohl die vorgeschlagenen Frauen als auch der Preis diskreditiert werden. Einen dritten Versuch mit neuerlichen Beschädigungen sollten wir uns ersparen. Frauen, die für Parteien in Fraktionen arbeiten, pflegen aber offenbar leider nicht zwingend den oft zitierten anderen Politikstil. Das gilt genauso für einige Präsidiumsmitglieder und ihre Unfähigkeit zur Diskretion. Die Entscheidung über die nächsten Preisträgerinnen sollte daher nicht mehr beim Abgeordnetenhaus liegen. Ein Kuratorium unabhängiger Frauen aus Kultur und Wissenschaft sollte zukünftig über die Vergabe entscheiden. Da Daniela Dahn eine ausschließliche Zusammenarbeit mit Frauen nicht behagt, wie sie in ihrem Buch „Westwärts und nicht vergessen“ schrieb, kommt ihre Mitarbeit in diesem zu berufenden Gremium wohl eher nicht in Frage. Hoffen wir, dass wir uns auf die Verleihung der einzigen Medaille für weibliche Courage in den nächsten Jahren freuen können und uns nicht davor fürchten müssen.
Sibyll Klotz ist Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen und Mitbegründerin des Unabhängigen Frauenverbandes (UFV). bericht SEITE 24
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