heute in hamburg: „Nicht nur die Konsumenten“
Vortrag Für mehr Nachhaltigkeit müssen Firmen politisch umdenken, sagt Christine Chemnitz
taz: Frau Chemnitz, essen Sie überhaupt noch Fleisch?
Christine Chemnitz: Ich esse jetzt seit eineinhalb Jahren kein Fleisch mehr, wobei das keine aktive Entscheidung war. Meine ältere Tochter hat sich dazu entschieden, kein Fleisch mehr zu essen, mein Mann hat sich angeschlossen und dann hat sich das so heraus geschlichen aus unserer Familie.
Hat dabei der Fleischatlas eine Rolle gespielt?
Das ganze Thema Fleischkonsum spielt eine große Rolle in meiner Arbeit und dadurch auch für mich persönlich. Ich würde aber niemandem davon abraten, Fleisch zu essen, sondern dazu raten, weniger zu essen und dafür auf Qualität zu achten.
Wie beeinflusst Nachhaltigkeit sonst Ihren privaten Konsum?
Ich versuche, grundsätzlich nicht so viel zu konsumieren. Ich fahre wenig Auto und viel Zug und wir versuchen, unsere Urlaubsweise anzupassen und nicht zu fliegen. Trotzdem würde ich in keinster Weise sagen, dass ich mein ganzes Leben danach ausrichte. Ich schaffe das in einigen Bereichen besser und in anderen schlechter und glaube, dass ich damit relativ gut den Durchschnitt der Gesellschaft widerspiegle.
Sind Sie bereit, für Lebensmittel mehr zu bezahlen?
Wir kaufen unser gesamtes Essen im Bioladen, dementsprechend bin ich bereit, mehr zu bezahlen. Ich achte zusätzlich darauf, regional einzukaufen. Da muss aber jeder für sich schauen, wie viel er oder sie tun kann, ohne ein schlechtes Gefühl zu haben oder finanzielle Grenzen zu überschreiten. Mir ist total wichtig, dass Nachhaltigkeit nicht allein vom Konsumenten kommt, sondern durch politisches Umdenken, zum Beispiel bei der Belieferung von Großkantinen.
Welchen Bezug haben Sie als Großstädterin zur Landwirtschaft?
Wir haben außerhalb von Berlin einen kleinen Hof mit Tieren und ich habe Agrarwissenschaften studiert. Besonders spannend finde ich aber, dass Städte wie Berlin ein Motor für die Umsteuerung der Landwirtschaft sein können. Der neue Berliner Senat muss sich bemühen, Strukturen zu schaffen und zum Beispiel nachhaltige Produzenten und Großabnehmer zusammenzubringen.
Interview Milena Pieper
Vortrag „Agrarindustrie und globale Landwirtschaft“: 19 Uhr, Seminarraum im Gängeviertel, 4. Stock in der Fabrique, Valentinskamp 34a
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