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Kinder fragen, die taz antwortetWarum muss ich in den Kindergarten?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Felix, 3 Jahre alt.

In der Kita gibts mehr zu spielen als zu Hause – und mehr Kinder Foto: imagebroker/imago

Die erste, einfache Antwort lautet: Weil deine Eltern das so wollen. Diese Antwort findest du vielleicht blöd, aber sie haben gute Gründe dafür. Sie möchten bestimmt, dass du viel spielen und neue Sachen entdecken kannst. Aber sie haben nicht den ganzen Tag Zeit dafür. Viele Erwachsene müssen nämlich arbeiten oder andere Dinge erledigen, wie kochen, einkaufen, irgendwas reparieren. Manchmal brauchen sie auch einfach mal Zeit für sich alleine. Damit es ihren Kindern nicht langweilig wird, bringen sie sie dann lieber in den Kindergarten.

Doch selbst wenn deine Eltern immer Zeit hätten, gibt es einen guten Grund, dich in den Kindergarten zu bringen. Und das ist die zweite, größere Antwort: Im Kindergarten findest du immer eine ganze Gruppe von Gleichaltrigen. Und das ist toll und wichtig für dich. Mit den anderen kannst du viel spielen und toben – ganz egal, ob du ein Einzelkind bist oder Geschwister hast. Du wirst dabei Freundinnen und Freunde finden, denen du Geheimnisse anvertrauen und mit denen du die Welt entdecken kannst. Das geht zu Hause nicht.

Dabei lernst du, wie man andere tröstet, ihnen hilft oder auch mal wartet, bis man selbst an der Reihe ist. Oder auch, was man macht, wenn zwei Leute verschiedener Meinung sind – wie man streitet. Das sind Dinge, die du dein ganzes Leben lang brauchen wirst.

Vielleicht gibt es auch einen Jungen oder ein Mädchen, das sein liebstes Spielzeug mit dir teilt. Denn was den Kindergarten noch so schön macht, ist die große Auswahl an Bauklötzen, Puppen, Autos und Bällen. So viel hat kaum eine Familie allein zu Hause. Beim Spielen passiert noch etwas sehr Tolles: Du sprichst ganz automatisch mit den anderen. So lernst du immer mehr Wörter kennen und kannst deine Gedanken und Wünsche immer besser ausdrücken. Mit der Zeit wirst du außerdem vieles selbstständig schaffen, wofür du jetzt noch Hilfe benötigst.

Die Erzieherinnen und Erzieher haben dauernd neue spannende Ideen, was ihr unternehmen könnt: Ausflüge nach draußen, Basteln, Musizieren. Immer wieder gibt es Feste, auf die man sich besonders freuen kann, wie Laternenumzüge oder Fasching. Im Kindergarten kannst du jeden Tag etwas Neues entdecken. Vielleicht backt ihr einen Kuchen zusammen, spielt Theater oder baut eine Höhle aus Decken und Kissen. So wird es nie langweilig. Vielleicht ist es doch gar nicht so schlimm, in den Kindergarten zu gehen?

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8 Kommentare

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  • Das ist bestimmt nicht die Antwort, die ein 3-Jähriger hören möchte, geschweige denn versteht; abgesehen von der Lesekompetenz. Ich höre schon nach dem ersten Satz die Frage "Warum?" (Dahinter steht: Haben mich meine Eltern nicht mehr lieb?) oder "Warum müssen meine Eltern arbeiten gehen?" ... Ich finde den Artikel überhaupt nicht kindgerecht und er verherrlicht ein System, das meiner Meinung nach ausgedient hat. Wer sagt denn z.B. dass Kinder unbedingt Gleichaltrige zum Spielen, Lernen etc. brauchen. Kinder suchen sich (im Idealfall) die Bezugspersonen aus, die sie (gerade - und für was auch immer) brauchen - mal so, mal so. Auch Veranstaltungen, die man nicht mitmachen will als Kind, können mehr Schaden anrichten, als das sie etwas nützen.

  • Hallo!

    Ich finde es schade dass die Alternative ohne Kindergarten nicht beleuchtet wird, denn das geht. Wichtig natürlich dass beide Elternteile das wollen denn es ist Arbeit..... Viel Arbeit. Und ist mit finanziellen Einschränkungen verbunden. In unserem Fall beziehen wir Wohngeld, haben kein Auto, wohnen in einer Mietwohnung und Urlaub ist mit Zug und bisher nicht mit Flieger.

    Wir sind davon überzeugt, dass Kinder die nicht im Kindergarten sind diese Dinge besser lernen. Vorausgesetzt die Eltern haben gewisse kognitive Voraussetzungen und es gibt soziale Kontakte. Ländlich ist das definitiv schwieriger als städtisch.

    In unserem Fall sind wir täglich in kleineren und größeren Gruppen unterwegs, Kinder von Säugling bis Vorschüler sind dabei und meine Kleine hat mit ihren 3 Jahren 5 Freundschaften. Mein Großer kam dieses Jahr ohne Kindergarten in die Schule und er ist super integriert, beliebt bei jung und alt. Kann wunderbar lesen und rechnen und es fällt ihm nicht schwer sich dort anzupassen. Ganz im Gegenteil sogar, die Kinder die ich kenne ohne Kindergarten wind meist empathischer, sprachlich und motorisch fitter.

    Es lohnt sich es anders zu machen als die Masse😉

  • Ich fand das ...

    Im Kindergarten findest du immer eine ganze Gruppe von Gleichaltrigen. Und das ist toll und wichtig für dich.

    ... im Kindergarten eher belastend. Schade, dass die taz Autismus nicht so recht zur Kenntnis nimmt.

    • @tux0r:

      Es ist richtig, dass große Menschenansammlungen für manche Menschen belastend sein können.



      Doch auch für Autisten und andere Menschen mit entsprechenden Herausforderungen ist es wichtig, mit anderen Menschen zusammenzukommen. Im besten Fall in einem Rahmen, der den jeweiligen Herausforderungen gerecht werden kann, doch auch dies wäre im Alter von drei Jahren ein entsprechender Kindergarten. (Falls es keinen passenden gibt, wird ja auch niemand gezwungen.)

      • @Herma Huhn:

        Ich stimme zu. Mal ganz davon abgesehen, dass Antworten, die auf die Mehrheit zutreffen, aber nicht für alle, auch völlig okay sind, ist das Aneignen von den genannten Kompetenzen gerade dann wichtig, wenn es einem von Natur aus eher schwer fällt. Auch Kinder mit Autismus können soziale Kontakte genießen. Natürlich sollte das so gestaltet werden, dass nicht schon kleine Kinder überfordert oder zum Masking gezwungen werden. Ich finde es aber auch bedenklich, dass der vermehrte Diskurs um Neurodivergenz sämtliche Persönlichkeitsmerkmale, Stärken und Schwächen scheinbar zementiert. So als gäbe es Neuroplastizität nur bei neurotypischen Menschen und als wäre das soziale Umfeld bei Neurodivergenz nur etwas, das zu Wunden führt und nicht etwas, das prägt, herausfordert und Lernen ermöglicht. Und natürlich haben alle Menschen eine Bandbreite innerhalb derer die sich entwickeln, anpassen und lernen. Aber in letzter Zeit wird so getan, als wäre bei Autismus alles in Stein gemeißelt und sei eben so.

  • Eine schöne ausgewogene Antwort. Ich würde im konkreten Fall ein fragendes Kind immer auch darauf ansprechen, warum es ggf nicht gern in die Kita geht.

    • @Passionsblumenstrauß:

      Ja, die eine wohlmeinende Kinderantwort.



      Die andere ist, damit Du Zeitdisziplin und Regeln lernst und damit Deine Eltern Lohnarbeit nachgehen müssen. Damit Du die Prinzipien der Arbeitsgesellschaft verinnerlichst.

      • @fly:

        Wollen Sie also abstreiten, dass ein Kindergarten auch Vorteile für die Kinder haben kann?



        Über den Umfang der Fremdbetreuung würden wir vermutlich nicht lange streiten. Vollzeit-Kindergartenplätze halte ich auch nicht für korrekt im Sinne des Kindeswohls. Aber ein paar Stunden am Tag ohne die Eltern zu sein, fördert die Entwicklung der meisten Kinder durchaus. Nicht alles, was im Kindergarten gemacht wird, kann durch einen vollen Spielplatz ersetzt werden. (Den es ja heute eh kaum noch gibt)