Neue Potsdamer Oberbürgermeisterin: Noosha Aubel war gekommen, um zu gehen
Die parteilose Noosha Aubel ist am Sonntag neue Oberbürgermeisterin von Potsdam geworden. Dabei saß sie erst seit kurzem im Stadtrat von Flensburg.
Es sei „keine Entscheidung gegen Flensburg“, sagte Noosha Aubel im Juni, als sie ihre Bewerbung um das Oberbürgermeisteramt in Potsdam öffentlich machte. Aber die Chance auf den Chefposten in der brandenburgischen Landeshauptstadt „ist zu einmalig, als dass ich sie ungenutzt vorbeiziehen lassen kann“, sagte die 49-Jährige dem lokalen Flensburger Tageblatt.
Erst im Juli 2024 hatte sie ihr Amt als Stadträtin in Flensburg angetreten, mit Zuständigkeit für Bildung, Integration, Öffentliche Dienste und Sicherheit. Schon nach dem ersten Wahlgang in Potsdam hatte sie gute Chancen auf den Sieg. Jetzt hat sie gewonnen und in Flensburg herrscht Bedauern.
Noosha Aubel über ihre Bewerbung um das Oberbürgermeisteramt in Potsdam
Mit einem dicken Strauß Vorschusslorbeeren und fast einstimmig hatte die Flensburger Ratsversammlung Noosha Aubel im Februar 2024 gewählt. Die gebürtige Hannoveranerin sei vielseitig erfahren, zielstrebig, lösungsorientiert und werde frischen Wind in die Stadt bringen, sagte damals etwa die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katja Claussen.
Potsdamt reizte Aubel offenbar mehr
Als Stadträtin besetzte Aubel den dritthöchsten Verwaltungsposten der Stadt. Zu ihren Aufgaben gehörte der Südermarkt im Stadtzentrum, der sich in den vergangenen Jahren zu einem Treff für Wohnungslose, Alkohol- und Drogensüchtige entwickelt hat. Für die Betroffenen neue Hilfsangebote zu schaffen und das Sicherheitsgefühl der Beschäftigten der umliegenden Geschäfte zu verbessern, sei eines ihrer „Herzensprojekte“, sagt Aubel. Aber Potsdam reizt sie offenbar mehr.
Die Mutter zweier Töchter hat Erziehungswissenschaften und Organisationsmanagement studiert. 2008 übernahm sie die Leitung des Jugendamtes in Hilden in Nordrhein-Westfalen. 2017 wechselte sie in die Potsdamer Verwaltung, wo sie eine ähnliche Position wie aktuell in Flensburg innehatte. Nach Streit mit dem damaligen Oberbürgermeister Mike Schubert schied sie 2023 aus dem Beamtenverhältnis aus. „Ich habe festgestellt, dass ich mit meiner Arbeit in Potsdam nicht mehr die Wirkung erzielen konnte, die Sie als Bürger*innen erwarten dürfen“, erklärt sie die Entscheidung auf ihrer Homepage.
Doch bereits damals wurde spekuliert, ob es eine Entscheidung auf Dauer sei, denn „so ganz weg war sie nicht“, schreibt die taz. Ein enger Draht zur früheren Wirkungsstätte besteht auch deshalb, weil sie mit dem Potsdamer Politiker Sascha Krämer (früher Linke, inzwischen parteilos) verheiratet ist. Als Schubert im Frühjahr 2025 abgewählt wurde, wurde ihr Name sofort wieder genannt.
Aubel trat als Parteilose an, wurde aber von den Grünen, der Ortspartei „Die Andere“, Volt und dem Sarah Wagenknecht-nahen „Bündnis für Vernunft und Gerechtigkeit“ unterstützt. Keine ganz einfache Kombination, daher sagte Aubel schon vor der Wahl, wolle sie im auf „wechselnde Mehrheiten und sachorientierte Entscheidungen“ setzen.
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