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das portraitElke Baddesteht wegen der Stones-Affäre vor Gericht

Aus dem Senatsgehege in den Gerichtssaal: Am heutigen Mittwoch wird Hamburgs ehemalige Staatssekretärin Elke Badde im Hamburger Strafjustizgebäude erstmals auf der Anklagebank sitzen. Die Prozesseröffnung gegen die 59-Jährige markiert gleichzeitig den Beginn der juristischen Aufarbeitung der sogenannten „Rolling-Stones-Kartenaffäre“ um den ehemaligen Bezirksamtschef im Hamburger Bezirk Nord, Harald Rösler (SPD).

Rösler soll laut Staatsanwaltschaft 300 vom regulären Verkauf ausgenommene „Kaufkarten“ und 100 Freikarten vom Konzertveranstalter FKP Scorpio für eine problemlose Genehmigung des Konzerts der Rock-Oldies „verlangt“ und an „Freunde des Hauses“ weiterverteilt haben. Zwei dieser Karten soll Badde zum Preis von 357,50 Euro erworben haben. Da das Konzert ausverkauft war und Badde Vorverkaufsgebühren sparte, sehen die Ankläger hierin eine Vorteilsnahme. Zudem soll die Sozialdemokratin ihrem Parteifreund Rösler, dessen Vorgesetzte sie als für Bezirksangelegenheiten zuständige Staatssekretärin war, zwei Wochen nach dem Konzert ein vor das Konzert zurückdatiertes Schreiben aufgesetzt haben.

In diesem gestattete sie dem Bezirkschef den kostenlosen Besuch des Konzerts in Begleitung seiner Ehefrau und auch die Weitergabe von vier Freikarten an Bekannte. Da diese Genehmigung nicht und schon gar nicht mit verfälschtem Datum hätte ausgesprochen werden dürfen, hat die Staatsanwaltschaft Badde auch wegen „Verleitung eines Untergebenen zu einer Straftat“ angeklagt.

Aufgrund der Anklage wurde Badde im Herbst 2018 in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Als Staatssekretärin für die Bezirke in der Finanzbehörde unterstand sie zuvor direkt dem damaligen Finanzsenator und heutigen Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der von all dem nichts mitbekommen haben will. Da fast ausschließlich SozialdemokratInnen in die Kartenaffäre verwickelt sind, bedeutet die anlaufende juristische Aufarbeitung der Vorwürfe eine schwere Belastung für den beginnenden SPD-Bürgerschaftswahlkampf.Marco Carini

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