das portrait: Ursula Richenberger liebt große Pötte
Vom Wasser träumte sie immer, dabei ist Ursula Richenberger, künftige Chefin des Deutschen Hafenmuseums, in den Schweizer Bergen aufgewachsen. Als der Vater starb, ist die Neunjährige mit ihrer Mutter an den Nord-Ostsee-Kanal gezogen und hat Tuchfühlung genommen mit dem großen Pötten. Da hat sie Feuer gefangen für das Thema „Hafen“, für dessen Gerüche und Geräusche.
Und auch wenn ihr das in ihrem ersten Job als Wissenschaftlerin des Altonaer Museums und Chefin von dessen Freundeskreis nicht weiterhalf: Beim Kampf für den Erhalt des Museums 2010 hat die Kulturwissenschaftlerin eine Menge über Kommunikation gelernt – und ab 2013 als Chefin des Hamburger Hafenmuseums im historischen „50er-Schuppen“ noch mehr. Das wird nämlich großteils von Ehrenamtlern bespielt: einstigen Hafenarbeitern, die den Besuchern Kräne und Schiffe erklären.
Da hat die heute 46-Jährige, die stets optimistische Gelassenheit ausstrahlt, enorm profitiert von ihrer Gabe, Menschen zu motivieren. Und sie hat gelernt, auf die Expertise anderer Leute zu vertrauen, denn klar versteht sie nicht jedes technische Detail.
Das alles muss sie gut gemacht haben, sonst hätte die „Stiftung Historische Museen Hamburg“ sie jetzt nicht zur Chefin des wohl 2024 zu eröffnenden Deutschen Hafenmuseums gekürt, für das der Bund 94 Millionen Euro bewilligte. Es soll wahrscheinlich in Sichtweite des Hamburger Hafenmuseums entstehen, es aber nicht ersetzen. Und wenn es in dem neuen Haus natürlich auch um Hafengeschichte und -berufe gehen wird: Zentral wird die Abteilung „Hafen als Knotenpunkt der globalen und regionalen Wirtschaft“ sein.
„So etwas habe ich in keinem der vielen Hafenmuseen gesehen, die ich in den letzten Monaten besichtigt habe“, sagt Richenberger und freut sich, das Thema „Vernetzung“ künftig auch in konträren „Globalisierungs“-Debatten zu erkunden. „Wir haben die Chance, ganz neu zu denken, was ein Museum heute gesellschaftspolitisch leisten kann“, sagt Richenberger. Sie klingt enthusiastisch, und man glaubt es ihr. Petra Schellen
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