Zweifel an US-Wahlergebnis: Keine Beweise für Betrug
Nach Medienberichten wollen Computerexperten in drei Bundesstaaten verdächtige Ergebnisse ausgemacht haben. Jedoch gibt es dafür keine harten Belege.
Es gebe ein Muster überzeugender Anhaltspunkte dafür, dass diese Ergebnisse manipuliert oder gehackt worden sein könnten. Das mache eine unabhängige Überprüfung nötig. Beweise habe man aber noch keine.
Die Ergebnisse in den drei Staaten sind sehr knapp. In Wisconsin habe Clinton der Gruppe zufolge in Bezirken mit elektronischer Stimmabgabe sieben Prozent weniger Stimmen erhalten als in Bezirken, die andere Wahlmethoden verwenden. Das summiere sich auf 30.000 Stimmen. Clinton verlor den Staat mit 27.000 Stimmen.
Mehrere Statistikexperten widersprachen der Darstellung bereits kurz nach der Veröffentlichung des Verdachts. So seien die Ergebnisse unter Einbeziehung der demografischen Spezifika in den betroffenen Stimmbezirken in ihrer Abweichung sehr plausibel, berichten Nate Cohn von der New York Times und der unabhängige Experte Nate Silver übereinstimmend.
J. Alex Haldermann, Informatikprofessor an der Universität Michigan, der im urprünglichen Bericht als Verfechter einer Neuauszählung wegen des Betrugsverdachtes aufgeführt wird, stellte inzwischen klar, dass er zwar begründete Zweifel an der Sicherheit der Wahlmaschinen habe und tatsächlich Nachauszählungen befürworte, jedoch einen Hackerangriff in diesem konkreten Fall für unwahrscheinlich halte.
Um eine Mehrheit unter den Wahlleuten zu erlangen, müsste Clinton in allen drei betroffenen Staaten die Wahl für sich entscheiden. Da keine harten Beweise für eine Manipulation vorliegen, sondern lediglich Indizien vorliegen, die dazu starken Zweifeln unterliegen und die Obama-Administration dazu angedeutet haben soll, eine juristische Auseinandersetzung um den Wahlausgang nicht zu unterstützen, erscheint es unwahrscheinlich, dass Clinton dem Aufruf, eine Überprüfung zu verlangen, folgen wird.
Der Bundesstaat Michigan (16 Wahlleute) ist nach wie vor nicht zu Ende ausgezählt, Trump liegt hier 0,3 Prozentpunkte vorne. In Wisconsin holte Donald Trump 10 Wahlleute und in Pennsylvania 20. Hier hatte er etwa einen Prozentpunkt Vorsprung. Er überschritt damit für viele völlig überraschend die nötige Zahl von 270 Wahlleuten und ist designierter US-Präsident. Im „Electoral College“, der Gruppe der Wahlleute, liegt er bei 290 und Clinton bei 232 Stimmen.
Dessen ungeachtet hat Clinton bei den insgesamt abgegebenen Stimmen, dem sogenannten popular vote einen Vorsprung von rund zwei Millionen Stimmen. Das ist der höchste Wert für eine Kandidatin, die trotzdem die Wahl verloren hat. Bisher hielt der Demokrat Al Gore den Rekord, der im Jahr 2000 George Bush unterlag, obwohl er rund 500.000 Stimmen mehr auf sich vereinen konnte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt