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Zwei Jahre DeutschlandticketEs lohnt sich

13,5 Millionen Kun­d:in­nen nutzen das Deutschlandticket. Sie sparen im Schnitt 17,10 Euro monatlich an Kosten für den öffentlichen Nahverkehr.

Gibt es nicht nur digital: das Deutschlandticket Foto: Boris Roessler/dpa

Berlin taz | Rund 4,25 Milliarden Euro haben Kun­d:in­nen im Nahverkehr in den zwei Jahren seit Einführung des Deutschlandtickets insgesamt an Fahrkosten gespart. Im Schnitt gaben Nut­ze­r:in­nen der bundesweit geltenden Flatrate bisher für den öffentlichen Nahverkehr pro Monat 17,10 Euro weniger aus als vorher. Zu diesem Ergebnis kommt die gemeinsame Marktforschung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Deutschen Bahn, die mit 200.000 Befragten nach eigenen Angaben umfangreichste Erhebung zum Deutschlandticket.

Die Ampelregierung hat die günstige Monatskarte zum 1. Mai 2023 eingeführt. Ursprünglich hat das Ticket 49 Euro im Monat gekostet, zum 1. Januar 2025 wurde der Preis auf 58 Euro erhöht. Als Job-Ticket ist die Fahrkarte günstiger, weil die Anbieter einen Rabatt gewähren, wenn der Arbeitgeber einen Mindestzuschuss zahlt. Seit der Einführung haben 23 Millionen Personen das Ticket mindestens einmal gekauft. Nach Angaben des VDV nutzen rund 13,5 Millionen Menschen derzeit das Angebot, davon 45 Prozent von Anfang an. Die Verkehrsunternehmen wollen die Zahl der Nutzenden auf 15 Millionen steigern. „Wir haben unter anderem beim Deutschlandticket Job oder auch bei einem passenden Angebot für Auszubildende noch Potenzial, das es zu heben gilt“, sagt VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Das sieht auch die Allianz pro Schiene so, ein Bündnis aus Gewerkschaften und Umweltverbänden. „Wenn Arbeitgeber ihren Beschäftigten standardmäßig ein Job-Ticket anbieten, kann das der entscheidende Anreiz sein, das eigene Auto häufiger stehenzulassen“, sagt Geschäftsführer Dirk Flege. Für Menschen mit wenig Einkommen fordert er ein öffentlich finanziertes Sozialticket.

Das Deutschlandticket wird vom Bund und von den Ländern mit jeweils 1,5 Milliarden Euro jährlich subventioniert. Das ist allerdings umstritten. Vor allem die bayrische Regierung hat sich immer wieder dagegen ausgesprochen. Trotzdem haben sich Union und SPD in den Koalitionsverhandlungen darauf verständigt, an der Finanzierung festzuhalten. Ab 2029 soll der Preis aber schrittweise und sozialverträglich angehoben werden.

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9 Kommentare

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  • Die Frage ist aber auch wievielzusätzliche Nutzer hat das Deutschlandticket bei den Pendlern gewonnen. Das sind leider nur 10%.



    Und solange es kaum kostenlose P+R Parkplätze rund um die Ballungszentren gibt ist es für viele keine Alternative.

  • Mit einem dauerhaften Deutschland-Ticket von 0-25 Euro hätten Lindner und seine marktradikalen FDP-Fanboys ihre Bundestagsitze retten können.



    Aber hey, das hier ist doch keine "Gratismentalität", denn die gilt nur für (Über-)Reiche, die jährlich 100 Mrd. Euro steuerlich hinterziehen.



    Aber wenn es nur um die wenigen Pfennige der Bürgergeldempfänger*innen geht, dann mutiert die FDP zu einem glühenden Verfechter einer "leistungsgerechten" Gesellschaft als hinge die Zukunft der gesamten Zivilisation davon, dass die Schwächeren, die auf Existenzminimum leben, nicht zuviele Kupfermünzen vom Sozialstaat abgreifen.

  • Neben dem finanziellen Aspekt ist es auch sehr vorteilhaft, sich keine Gedanken um Fahrkartenautomaten und Tarifzonen machen zu müssen.

    • @Ciro:

      Exakt meine Position. Wer im Rhein-Main- Gebiet wohnt im Einflussbereich von drei Nahverkehrssystemen, weiß das zu schätzen.

    • @Ciro:

      Ja, neben dem Preis war diese Bequemlichkeit für uns als Wenignutzer bis Ende 2024 auch ein Grund, das Abo (2 x 49 Euro) zu unterhalten.



      Seitdem musste in den ersten vier Monaten 2025 zweimal wieder der Diesel herhalten. Und der steht auf Privatgrund, ist über Parkgebühren etc. nicht zu bedrohen.

  • Bei meinem Arbeitgeber habe ich die Wahl zwischen 50 Euro Tankgutschein und Deutschland-Ticket.



    Mit dem Tankgutschein komme ich nicht den ganzen Monat hin, das Deutschland-Ticket kann ich zusätzlich am Wochenende nutzen.



    Wenn jetzt noch die Deutsche Bahn zuverlässig genug wäre, dass man auch wirklich mit dem Deutschland-Ticket zur Arbeit fahren kann, wäre es gar keine Frage mehr, welche Option man nimmt.



    Nicht viele werden, meine Meinung teilen, dass sich das Deutschland-Ticket auch dann lohnt, wenn man nicht auf den Cent genau ausrechnet, wie viel man tatsächlich fährt. Selbst wenn man nur ab und an drauf zugreift, weil die Fahrgemeinschaft ausfällt, oder man plötzlich in Berlin steht und zum Hotel zurückwill, allein dieser Luxus, sich um ÖPNV-Tickets keine Gedanken machen zu müssen, ist so wertvoll, das lässt sich in Geld gar nicht ausdrücken.

    • @Herma Huhn:

      "das lässt sich in Geld gar nicht ausdrücken."

      Leider mangels politischem Willen auf der anderen Seite auch nicht. Was bedeutet, das kein Aufgabenträger im Nahverkehr und kein Verkehrsunternehmen hierzulande auch nur andeutungweise abschätzen kann, wie sich Fahrgeldeinnahmen und Zuschussbedarf entwickeln. Mit dem Erfolg, dass etliche Ausbaumaßnahmen mangels Finanzierung pausieren - nicht nur bei der von Ihnen genannten Deutschen Bahn (da schlägt eher das Problem zu, dass wir aktuell im zweiten Quartal ohne beschlossenen Bundeshaushalt sind, sondern vor allem bei den regionalen und kommunalen Verkehrsunternehmen. Da hoffen gerade etliche, dass es doch eine Frage bleibt, welche Option man nimmt, weil sie ansonsten überrannt werden.

      Auch die Antwort auf die Frage, wie man damit umgeht, wenn der Arbeitgeber das Deutschland-Ticket VOLL bezahlt und der Arbeitnehmer damit privat fährt (beim Dienstwagen nennt man das "geldwerten Vorteil" und es fallen dafür Steuern und Sozialabgabe an), kann (oder will?!) im Moment niemand in Geld ausdrücken...

    • @Herma Huhn:

      "Wenn jetzt noch die Deutsche Bahn zuverlässig genug wäre ..."

      Mit dem 9er-Ticket konnten wir das hautnah erleben. Während der Bus hier am/im Odenwald zuverlässig kam, waren Termine/Anschlüsse wegen ausgefallener/verspäteter Züge zwischen DA und HD mehrfach nicht zu halten.

    • @Herma Huhn:

      Meine Firma gab vor dem Deutschland-Ticket einen Zuschuss fürs Jobticket und nun einen Zuschuss fürs Deutschland-Ticket. Finanziell ist der Unterschied für mich nicht allzu groß, aber vorher konnte ich nur im Rhein-Maingebiet den ÖPNV nutzen, nun in ganz Deutschland. Bei Städtereisen mit dem ICE hin (dank Sparpreisen günstig hin und zurück) und vor Ort einfach in jeden Bus, jede S- oder U-Bahn einsteigen ohne sich um Tarifzonen, Waben, Einzel- oder Streifenkarten kümmern zu müssen - unbezahlbar.