Zustand der deutschen Wälder: Gutes Jahr nach vielen schlechten

Wegen genügend Regen haben sich die deutschen Wälder vielerorts leicht erholt. Doch die Dürrejahre zuvor haben Spuren hinterlassen.

Ein Eichensetzling wächst vor abgestorbenen Fichten aus einer Schutzhülse

Königsforst bei Bergisch-Gladbach: Dem Wald geht es nicht gut, das liegt aber nicht an diesem Jahr Foto: Oliver Berg/dpa

BERLIN taz | Dieses Jahr war ein gutes für die Wälder Deutschlands. So bilanzieren es die Waldzustandsberichte 2021 der einzelnen Bundesländer. Aber das reicht nicht: Die Wälder sind aufgrund der Dürrejahre zuvor in einem allgemein schlechten Zustand.

Warum also war 2021 besser als die Vorjahre? Die Länderberichte sprechen von günstigeren Witterungsbedingungen für Wälder im Vergleich zu den Dürrejahren von 2018 bis 2020. Es habe in der entscheidenden Wachstumsphase mehr Niederschläge gegeben als in den letzten Jahren. Insbesondere im Sommer habe es genügend geregnet, sodass die Bäume kaum längere Trockenphasen überleben mussten. Das späte Frühjahr und der vergleichsweise kühle Sommer haben außerdem die Entwicklung von Schädlingen wie Borkenkäfern gebremst.

Die Folgen des guten Waldjahres sind jedoch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich: In Berlin etwa habe es keine wesentliche Erholung der Waldbestände gegeben, in Brandenburg bliebe die Situation weiterhin angespannt. In Mecklenburg-Vorpommern dagegen habe sich der Gesundheitszustand der Wälder leicht verbessert, geht aus den jeweiligen Landesberichten hervor.

Der Zustand der Wälder wird mittels einer bundesweit einheitlichen Methode erfasst. Die Bäume werden auf die sogennante Kronenverlichtung, also den Nadel- beziehungsweise Blattverlust der Baumkrone, und die Vergilbung der Nadeln und Blätter untersucht. Die untersuchten Bäume werden in verschiedene Schadstufen eingeteilt, von deutlich geschädigt bis unbeschädigt.

Es bräuchte viele gute Jahre

Die Buche hat sich etwa in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg im Vergleich zum Vorjahr leicht erholt. Bei der Eiche ist der länderübergreifende Blick ambivalent: In Nordrhein-Westfalen geht es ihr schlechter als zuvor, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern besser. Die Kiefer hat in Berlin und Brandenburg gelitten, in Nordrhein-Westfalen ist ihr Zustand ähnlich wie im Jahr zuvor.

Einzelne Verbesserungen im Jahr 2021 wie etwa bei der Buche sind nur ein Aspekt, die Schäden am existierenden Baumbestand sind hoch. So sind in Brandenburg 40 Prozent der Buchen als deutlich geschädigt kategorisiert. In Berlin sind nur mickrige 6 Prozent der Landeswaldfläche unbeschädigt.

Trotz des regenreichen Jahres sind die Zahlen alarmierend. Dass etwa in Berlin nach wie vor fast die gesamte Waldfläche beschädigt ist, zeigt, wie wenig ein einzelnes gutes Jahr ausrichtet. Um genau zu sein: nur ein Prozent weniger Bäume sind beschädigt im Vergleich zum Vorjahr. Wenn die Wälder sich in Zukunft weiter erholen sollen, benötigt es folglich sehr viele gute Jahre.

Ob es in den nächsten Jahren zu gleichmäßig regenreichen Sommern und damit weiteren guten Jahren für die Wälder kommt, ist fraglich. Denn zu den wissenschaftlich festgestellten Folgen der Erderhitzung zählen vielmehr häufigere Extremwetterereignisse: wochenlange Dürren wie 2018 und 2019 oder Starkregen wie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, die sich diesen Sommer ereignete.

„Die Waldzukunft ist auch unsere Zukunft“

Die Lösung, um den Wald, wie wir ihn kennen, auch für kommende Generationen zu erhalten, seien klimastabile Wälder, heißt es im Bericht aus Mecklenburg-Vorpommern. Auch in Nordrhein-Westfalen sind klimastabile Mischwälder mit mehreren Baumarten das Ziel.

„Die Waldzukunft ist auch unsere Zukunft. Daher müssen wir alles daran setzen, dass der Wald seine Abwehrkräfte gegen negative Klimafolgen stärken kann“, fasst Ursula Heinen-Esser (CDU), die Landesumweltministerin in Nordrhein-Westfalen, die Lage der dortigen Wälder zusammen.

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