Zeitplan der US-Wahlen: Wer gewinnt denn nun? Und wann weiß man das?
Bei den vergangenen US-Wahlen dauerte es mehr als eine halbe Woche, bis das Ergebnis feststand. Das könnte diesmal schneller gehen.
Hochrechnungen gibt es dort nicht. Die Zahlen und die daraus errechneten Prozentangaben sowie entsprechende Vorsprünge für die eine oder andere Seite werden so veröffentlicht, wie sie ausgezählt werden.
In dem Riesenland mit mehreren Zeitzonen schließen die ersten Wahllokale um 18 Uhr Eastern Time, das ist Mitternacht in Deutschland, und es sind nur die für den Wahlausgang unbedeutenden Staaten Indiana und Kentucky, die um diese Zeit schon mit dem Zählen anfangen. Als erster Swing State schließt um 1 Uhr nachts deutscher Zeit Georgia, eine halbe Stunde später folgt North Carolina.
22 Staaten, darunter die Swing States Pennsylvania und ein Teil von Michigan, schließen um 2 Uhr deutscher Zeit. Der Rest von Michigan sowie Arizona und Wisconsin eine Stunde später. Um 4 Uhr morgens deutscher Zeit macht Nevada das Schlusslicht unter jenen Staaten, die den Wahlausgang bestimmen.
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Trump bereitet schon die nächste Wahllüge vor
Wie lange die Auszählung dann allerdings dauert und welche Dynamiken dabei entstehen, kann unterschiedlich sein. 2020, mitten in der Covid-Pandemie, entschieden sich außergewöhnlich viele US-Bürger*innen für die Briefwahl – darunter überproportional viele Biden-Wähler*innen, die die Pandemie insgesamt ernster nahmen. Trump riet im Übrigen von der Briefwahl ab – sie sei betrugsanfällig und gehöre abgeschafft, erklärte er seinen Anhänger*innen.
Ausgezählt wurden vielerorts aber zunächst nur jene Stimmen, die am Wahltag selbst abgegeben wurden – und die zeigten eine deutliche Führung für Trump. Der verkündete prompt mitten im Auszählungsprozess, er habe die Wahl gewonnen, und legte damit die Grundlage für die „Big Lie“, die große Lüge von der durch Betrug gestohlenen Wahl, die schließlich zum Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 führte und die bis heute von den meisten seiner Anhänger*innen geglaubt wird.
Im Laufe des Mittwochs erst wurde dann deutlich, dass sich Trumps frühe Führung ins Gegenteil verkehrte, je mehr Briefwahlstimmen ausgezählt wurden. Wegen Anzweiflungen und teilweisen Neuauszählungen bei einer sehr engen Wahl dauerte es noch bis Samstag, bis die Nachrichtenagentur AP, deren Einschätzung seit Jahrzehnten als vorausgenommenes amtliches Endergebnis anerkannt wird, Joe Biden zum Präsidenten ausrief.
Was ist in diesem Jahr anders? Einerseits: Trump hat nicht mehr in gleichem Maße gegen vorzeitige Stimmabgabe und Briefwahl gehetzt wie 2020. Einen Tag vor dem offiziellen Wahltag haben bereits ein Drittel der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, darunter viel mehr republikanische registrierte Wähler*innen als früher. Und: Viele Bundesstaaten haben das Prozedere geändert und beginnen nicht erst in der Wahlnacht, Briefwahlstimmen aus ihren Umschlägen zu holen und die Identität der Absender zu überprüfen. Das könnte zu einem beschleunigten Zählverfahren führen.
Allerdings: Auch diesmal verbreitet das Trump-Lager Lügen und sät Zweifel, etwa mit dem Gerücht, Hunderttausende illegale Migrant*innen würden in die Swing States gekarrt und mit Wahlerlaubnissen ausgestattet. Das ist zwar alles ausgemachter Unsinn – aber falls Kamala Harris am Ende als Siegerin dasteht, ist das Drehbuch für „Big Lie 2.0“ bereits geschrieben. Und das könnte noch gewalttätiger werden als vor vier Jahren.
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