Zeit der Wiederkunft in der Bundesliga: Kleine Typologie der Rückkehrer
Timo Werner ist wieder in Leipzig, Mario Götze ist zurück in Deutschland – schön, nicht wahr? Aber beileibe nicht jedes Comeback macht froh.
E r ist wieder da. Timo Werner, der nicht Messias, sondern doch bloß Timo Werner genannt werden will, ist zurück in Leipzig. Der in Chelsea Gescheiterte soll dem bisher – gemessen am Millioneneinsatz – sportlich dramatisch erfolglosen RB-Projekt endlich seinen ersten Meistertitel liefern. Wahrscheinlich wird es auch dieses Jahr dafür nicht reichen. Aber Leipzigs Anhang versinkt in Euphorie, und um eine WM-Fahrkarte geht es ja auch.
Das verbindet ihn mit dem zweiten ins heimatliche Nest zurückgekehrten deutschen Star, Mario Götze, der zwar mit Frankfurt gegen Bayern fürchterlich unter die Räder geriet, aber vom Bundestrainer öffentlich eine Mitfahrgelegenheit in die Wüste in Aussicht gestellt bekam. WM-Zeit ist Rückkehrzeit.
Die Rückkehr ist ja überhaupt ein unterbeleuchtetes Motiv im Fußball. In einer Branche, die sich wie kaum eine andere über Heimat verkauft (so was machen in der Popkultur sonst nur seltsame Vögel wie diese Söhne Mannheims) ist oberwichtig, wer gerade wohin zurückgekehrt ist und was alle dabei fühlen. Gerne auch, wenn er jetzt in den Reihen des Gegners aufläuft.
Es gibt drei Archetypen der Rückkehr. Eins: Der verlorene Sohn. Das ist der Fall Timo Werner („Es war im Prinzip der Gedanke, dass ich wieder Fußball spielen wollte“). Freilich geht das Wärmegefühl um den in der Fremde unglücklich Gewordenen in diesem Fall nicht übers Leipziger Umland hinaus. Der ewig blasse, strebsame Werner war stets zu roboteresk, um vom deutschen Fan liebgehabt zu werden. Und dann auch noch RB-Ikone und mit dieser Schwalbe anno dazumal auf Schalke.
Gereift mit Herz
Mario Götze galt auch mal als zu blasiert und individualistisch fürs Liebhaben, aber er hat halt damals gegen Argentinien gezeigt, dass er besser war als Messi, er war Deutschlands Disney-Kinderstar. Und auf Basis dieses Schecks nimmt man ihn nun liebevoll zurück in die Arme. Götzes Rückkehr ist Typ Zwei: Die Reifeprüfung. Wer in der Ferne Erfolg hatte, kehrt in den Augen der Öffentlichkeit wundersamerweise stets als gereift zurück. Götze („Ich bin Vater geworden und habe geheiratet“) hat die passende Geschichte fürs Herz gleich dazu.
Typ Drei, „Der Verräter“, lässt sich indes sicher bald gut illustrieren, wenn Anthony Modeste im BVB-Dress nach Köln zurückkehrt. Weil die Männer-Bundesliga ein 60 Jahre altes Geschäft ist, kehrt praktischerweise ständig irgendwer irgendwohin zurück.
Diesen Spieltag begeht, fast vergessen, Niko Kovač als Wolfsburger Coach seine Rückkehr zum FC Bayern (nach der kurzen Besinnung in Frankreich eine Rückkehr Typ Zwei, die Reifeprüfung). Und Fredi Bobic kehrt als Manager des Katastrophendampfers Hertha nach Frankfurt zurück (derzeit ein klarer Fall von Typ Eins, der verlorene Sohn). Markus Babbel tätowierte sich seinerzeit immer gleich den Reiseverlauf mit.
Es gibt freilich auch die Art von Rückkehr, die eigentlich niemand will. Darunter fällt, das werden HSV-Fans wissen, die Rückkehr der Zombie-Debatte um Milliardär Klaus-Michael Kühne. Der will mal wieder den HSV retten und sich dafür mehr Macht sichern. Auch im Fußball gilt: Liebe kann man nicht kaufen. Jedenfalls nicht immer.
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