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ZDF zur Royal-Wedding-Übertragung„Exotisch“ ist in Ordnung

Die Live-Übertragung der Hochzeit von Meghan Markle und Prinz Harry steht in der Kritik. Das ZDF findet sie „journalistisch angemessen“.

Anachronismus: Im ZDF wurde das Brautpaar als „bunt gemischt“ bezeichnet Foto: ap

Das ZDF hat die Kritik gegen das Moderatoren- und Kommentatorenteam der Übertragung der Hochzeit von Meghan Markle und Prinz Harry zurückgewiesen. Unter anderem die taz kritisierte rassistische und sexistische Stereotype, mit der Markle während der vierstündigen Liveübertragung beschrieben wurde. Immer wieder wurde die Herkunft und Hautfarbe des neuen Mitglieds der britischen Königsfamilie zum Thema gemacht. Markle hat eine afroamerikanische Mutter.

„Der Wandel des britischen Königshauses hin zu einer weltoffeneren Monarchie ist ein Thema, das sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland von großem öffentlichen Interesse ist. Vor diesem Hintergrund war es journalistisch angemessen, auch die Frage nach der Herkunft von Meghan Markle in den Gesprächen mit den Experten zu beleuchten“, sagte ZDF-Sprecher Thomas Hagedorn der taz. Entschuldigen will sich der Sender nicht.

„Einige Formulierungen der Sendung wurden auch in unserem Haus selbstkritisch diskutiert. Den Vorwurf des Rassismus weisen wir entschieden zurück.“ Das Hochzeitspaar wurde im ZDF beispielsweise als „exotisch“, „bunt gemischt“ und „ungewöhnliche Paarung“ bezeichnet, die Queen hätte „bei Meghan ein Auge zugedrückt“, der Chor habe „so toll schwarz gesungen“. Auf die Kritik an den Formulierungen, die sich auf das Frausein und auf das Alter von Meghan Markle bezogen, ging das ZDF nicht ein.

Zunächst hatte das ZDF lediglich erklärt, dass es von Zuschauern „Fragen sowie Lob und Kritik zu unterschiedlichen Aspekten der Übertragung“ erhalten habe und diese Kritik ernstgenommen werde. Nach anhaltender Kritik von Medien und Zuschauern sah der Fernsehsender sich jetzt wohl zu einer ausführlicheren Stellungnahme gezwungen.

ZDF führt „Termingründe“ an

Um „die Bedeutung der afroamerikanischen Wurzeln von Meghan Markle für die britische Gesellschaft einzuordnen“ wäre es „in der Tat wünschenswert gewesen, einer Repräsentantin oder einem Repräsentanten der schwarzen Community in Großbritannien in der Sendung noch mehr Raum zu geben“, sagte der ZDF-Sprecher weiter. „Aus Termingründen war es aber beispielsweise der Autorin und Kolumnistin Afua Hirsch nur möglich, in einem Gespräch an einem Außen-Set teilzunehmen.“

Die britische Autorin Afua Hirsch wurde in der ZDF-Sendung von Moderator Norbert Lehmann als „jemand, der für die afroamerikanische (!) Gemeinde in Großbritannien steht“ vorgestellt, die Korrespondentin Diana Zimmermann erwähnte in der Einleitung zum Interview als erstes, dass Hirsch „die Tochter einer ghanaischen Mutter“ ist und erst danach, dass sie ein Buch über Schwarzsein in Großbritannien geschrieben hat.

Auch die Journalistin Hadija Haruna, aktiv in der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und im Netzwerk Neue Deutsche Medienmacher, schloss sich der Kritik an der ZDF-Berichterstattung an. Beispielsweise durch die Verwendung des Begriffs „exotisch“ für das Brautpaar wurden „ganz alte rassifizierende Bilder von schwarzen und weißen Menschen“ bedient, sagte sie im Deutschlandfunk. „Da wurde ein buntes Gemisch zusammengetan. Was hätte man erzählt, wenn Meghan weiß gewesen wäre?“

Eva Werner vom Deutschen Journalistenverband kommentierte: „Rassismus und Sexismus, ob offen oder versteckt, haben in den Medien nichts verloren. Auch nicht in der Adelsberichterstattung. Das Bewusstsein dafür muss offenbar weiter geschärft werden. Bleibt zu hoffen, dass das ZDF und mit ihm alle anderen Medien eine Lehre aus der Sendung ziehen.“

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Neben dem ZDF musste sich auch der Süßwarenhersteller Storck Kritik an Rassismus in Bezug auf die königliche Hochzeit gefallen lassen. Auf der Facebook-Seite des Produkts „Super Dickmann’s“ wurde Meghan Markle als brauner Schokokuss in einem weißen Kleid und dem Spruch „Ein Schaum in Weiß“ gezeigt. Die Gleichsetzung von dunkler Hautfarbe mit Schokolade ist bereits seit der Kolonialzeit bekannt. Nach Kritik wurde das Bild gelöscht, das Unternehmen erklärte: „Die Welt von Super Dickmann’s ist bunt und vielfältig und fern von rassistischen Gedanken.“

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19 Kommentare

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  • Je nu - die neue Herzogin von Sussex verbindet in sich so ziemlich Alles, was vor gar nicht so langer Zeit mal bei den Windsors als völlig untragbar für eine royale Gattin galt: Sie ist eine bürgerliche, geschiedene US-Amerikanerin (Wallis Simpson lässt grüßen), Schauspielerin, erklärte Feministin - und ja, eine schwarze Mutter hat sie auch. Die Paarung insgesamt als "exotisch" zu bezeichnen, hat also nicht nur diesen einen Aspekt, und die Äußerungen der Kommentatoren sollten auch nicht von vornherein darauf reduziert werden.

     

    Umgekehrt waren die zuständigen Planer bei der Gestaltung der Feierlichkeiten offensichtlich stark bemüht, gerade den schwarzen Einschlag nur ja nicht zu kurz kommen zu lassen. Der schwarze Prediger und der Gospel-Chor SIND nunmal Klischees (oder sanfter: gelebte Symbole) afroamerkanischer Kultur, die ganz gezielt in den Ablauf eingebaut wurden. Dass diese Elemente als dezidiert "schwarz" kommentiert werden, entspricht also schlicht den Tatsachen - auch wenn es sicher schön wäre(!), wenn die Verbindung unterschiedlicher kulturellere Einflüsse in einem Brautpaar bei seiner Hochzeit etwas nonchalanter gelänge.

     

    Nimmt man noch die "Gala-Komponente" dazu, also den Erwartungshorizont des durchschnittlichen Zuschauers solcher Hochzeiten, dass bitteschön die Kommentatoren ähnlich rückhaltlos begeistert von so ziemlich Allem zu sein haben wie er selbst, kommen diese verschwurbelten Gutfindereien mir eher wie ein natürlicher Prozess daher. Da MUSS halt alles toll und traditionell sein, was den Mief der Jahrhunderte immer noch in sich trägt, und Alles toll und modern, was davon abweicht. Und sich NICHT dagegen zu sträuben, dass die Braut keine reinweiße, jungfräuliche und gefügige höhere Tochter ist und die Festivität auch nicht nur im strengem Hof-Pomp abgehalten wird, IST nunmal eine Abweichung von den Praktiken der vergangenen Jahrhunderte.

  • Sorry, aber wie dämlich ist das denn ? Wenn die Markle aus Dänemark wäre, hätte das ZDF vermutlich über dänische Verwandte, dänische Besonderheiten und dänische Begebenheiten berichtet. Und vermutlich hätte niemand daran Anstoß genommen. Aber da sie afrikanische Verwandte hat, ist das auf einmal für die Kritiker der Kommentatoren ein Problem ! Wer also ist denn hier der Rassist ?

    • @Thomas Schöffel:

      Eindeutig Sie sind der Rassist!

       

      Wir alle sind "afrikanischer" Abstammung. Und rassistische, weiße Verwandte in Afrika gab/gibt es z.B. auch in meiner Familie.

       

      Es wäre sicher nicht über eine milchig-weiße Hautfarbe aufgrund von Verwandten in DK berichtet worden.

      • @Hanne:

        Soso, ich wäre also ein Rassist. Ich werde mal meine aus Sri Lanka stammende Frau und meine Schwiegereltern dazu befragen. No way, Hanne. Sie machen sich Ihr Leben gar sehr einfach. Was glauben Sie, wie ich in dem kleinen srilankischen Dorf als Weisser angestarrt werde. Kinder verstecken sich hinter ihren Müttern und die ganz kleinen haben sogar Angst vor mir. Sind das jetzt alles Rassisten ? Jedem Menschen fällt das von seinem üblichen Erfahrungsbereich Abweichende auf. Das Erkennen und Beschreiben dieser Begebenheiten ist aber kein Rassismus. Und wenn Sie meinen Schwiegereltern vorerzählen, daß sie aus Afrika stammen würden, würde man Sie freundlich anlächeln und sich seinen Teil dazu denken. Diese Abstammung ist natürlich wissenschaftlich richtig, ebensogut könnten Sie aber auch noch weiter zurückgehen und bei irgendwelchen Einzellern beginnen. Das wäre auch wahr, aber grotesk. Und, wo wir schon mal bei der Hautfarbe sind. In jeder srilankischen Apotheke gibt es Mittelchen und Wässerchen, um die Hautfarbe hellerzumachen. Sind jetzt alle meine Verwandten auch Rassisten, oder was ?

  • Hää? Eine ungewöhnliche Paarung? Ein Mann heiratet ein Frau, bitte liebes ZDF, was genau ist daran jetzt so ungewöhnlich?

  • Sollen diese ZDF-Leute erstmal ihren eigenen Faschismushintergrund beleuchten. Das ist doch sicher auch von öffentlichem Interesse, woher die so kommen und was deren Eltern und Großeltern so getrieben haben. Das ganze Bild eben. Vermutlich erkenntnisfördernd.

  • Ich bin sogar 72 aber sowas miefiges habe ich selten gesehen.

    ES IST SONST EH NUR CDU-BERICHTERSTATTUNG

  • Royals Hochzeiten sind sowieso reaktionärer Quark. Was will man denn da erwarten?

  • Der Allerweltsvorwurf

     

    Was nich so alles "rassistisch" sein soll...

    Man muss sich schon wundern.- Und gähnen.

  • Die critical-whiteness-Sekte tut ja nichts anderes, als Hautfarbe zum Dauerthema zu machen. Wenn man das ok findet, kann man dem Oma-Sender dasselbe schlecht ankreiden.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @El-ahrairah:

      Der war wieder spitze!!!

       

      [Dalli-Dalli lässt grüßen]

  • Keine Ahnung was das alles soll. Schauen sie sich die historischen Fakten an. The Bill of Rights aus 1689. Die Britische Monarchie steh heute deshalb so glänzend da, weil sie gegenüber den Monarchien in Frankreich und Deutschland einiges besser gemacht hat.

    Jetzt muss man in Berichten Rassismus finden, wo Neid die eigentliche Ursache ist. Neid über Länder, die den Glanz alter Zeiten in die Gegenwart tragen konnten auch wenn es (zugegeben) mehr Schein als Sein ist. Die "Verräter" hierzulande, die sich noch über die Feste der anderen freuen können, muss man dabei in Misskredit bringen.

    Die "Herrenmenschen", die ihre Lektion erhalten haben, spielen sich jetzt als Hüter der Moral auf.

     

    That's embarrassing!

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Das Durchschnittsalter der ZDF-Zuschauer lag 2016 bei 62 Jahren. Vielleicht wollte man die mit Formulierungen, die sie vielleicht nicht verstehen, verschrecken. Generation Negerkuss.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Besser als Generation Oberlehrer Welterklärer. Die Generation Negerkuss muss sich nicht vor solchen Schlaumeiern wie Ihnen schämen. Worte kann man immer Links verdrehen, wenn man denn unbedingt will oder auch muss wegen der intellektuellen Oberherrschaft die sie den Menschen eintrichtern.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Klartexter:

        Sie regen sich aber schnell auf.

         

        "Intellektuelle Oberherrschaft"

         

        Haben Sie es auch eine Nummer kleiner?

      • @Klartexter:

        Gut, dass es solche Klartexter wie Sie gibt. Negerkuss - das wird man ja wohl noch sagen dürfen, ne?

        • @R. R.:

          Da sind wir doch ganz am Thema: Wer bestimmt denn was "man" sagen darf

          ?

          Und habe ich dem/r das gestattet?

           

          Ich denke auch, das eine dänische Braut eben auf dänisches in ihrem Aussehen, Verhalten, usw. "abgeklopft" worden wäre. Wobei es ebenfalls einige kritikwürdige Äußerungen gegeben hätte. Aber wer will, findet in jeder Suppe ein Haar. Und wenn's ein eigenes ist.

           

          P.S.: Jetzt auch noch ein Generationsdrama daraus machen zu wollen ist aber echt ganz billig!

        • @R. R.:

          Das sagt man einfach ;)