ZDF-Sitcom „The Drag and Us“: Lasst bei queerem TV die Profis ran
Die neue queere Sitcom vom ZDF ist sehr schlecht. Keine Pointe ist lustig, das Tempo stockt. Hier ein paar Ideen, wie es besser laufen könnte.
D as ZDF hat eine Sitcom produziert, in der eine Dragqueen den Alltag einer alleinerziehenden Mutter ordentlich aufmischt. Die Serie „The Drag and Us“ läuft seit Dienstag, und sie ist sehr schlecht. Ja, so einfach. Keine Nuancen. Nicht eine Pointe ist lustig, das Tempo stockt, die zaghafte Situationskomik dürfte niemandem auch nur ein Lächeln entlocken. Das eingeblendete Lachen wirkt wie ein Streich an den Darsteller*innen, die sich aussichtslos abkämpfen.
Und wir Queers, die wir im linearen TV nach jedem Strohhalm greifen, sind mal wieder entrüstet. Queer.de nennt den Versuch „hochnotpeinlich“, was stimmt, aber nicht ganz fair ist, denn gemessen am allgemein hochnotpeinlichen Unterhaltungsfernsehen fällt „The Drag and Us“ kaum auf.
Beim Deutschlandfunk spricht Kritiker Stefan Mesch indes von Transfeindlichkeit, weil die Figur des pubertierenden Sohnes etwas Dummes sagt. Aber alles, was auf -feindlichkeit endet, ist hier schon zu viel der Ehre. Wahrscheinlich dachte jemand: Eine Queen auf eine „normale“ Familie loslassen – Selbstläufer, was braucht man mehr? Nun ja, neben Talent und Timing auch einen gewissen Mut zu Ekel, Camp und bösen Zuschriften aus Baden-Württemberg.
Die Idee von „The Drag and Us“ ist charmant, aber hätte auch vor 20 Jahren laufen können. So lange ist es fast her, dass bei RTL „Trautes Heim – mein Vater, sein Freund, sein(e) Ex und ich“ lief. Die Serie war auch voller Klischees, aber lustig, liebevoll und mutig. Leider so was von Prä-Internet, dass man dazu kaum noch etwas findet. Aber ich will auch nicht maulen, sondern helfen. Und nein, ich bin kein Drehbuchautor, und nein, mich hat niemand gebeten – aber hier sind meine Serienpitchs fürs kommende Jahr! Gewiss nicht perfekt, aber besser allemal. Achtung, copyrighted!
Wie es besser laufen könnte
„The Dude and Us“: Adil, Danielle und Kim leben ein ganz normales Leben als queeres triple, bis Thorsten bei ihnen einzieht, ein Hetero, der nach dem Ende seiner monogamen Beziehung latent suizidal ist. Durch sein absurdes und irrationales Verhalten und seinen Hang zur Melodramatik mischt Thorsten das Leben der drei ordentlich auf. Können sie ihn davon abhalten, ein Incel zu werden?
„4Dykes“: Paula ist alleinerziehend und leitet mit ihren drei Freundinnen Jamila, Anuschka und Christa einen erfolgreichen lesbischen Mafiaclan. Aber dann outet sich Paulas Tochter als nonbinär – und will zur Polizei!
„The Queen of Deutschland“: Wegen Formfehlern werden alle bekannten Parteien kurzfristig von der Wahl ausgeschlossen. Dragqueen Martine La Chatte wird Bundeskanzlerin. Kann sie ihre Koalition aus 39 linksesoterischen Kleinstparteien verteidigen gegen die neue schwarz-grüne APO?
Übrigens, wenn es um Slapstick und Comedy-Timing geht, nimmt man am besten Profis, die das jeden Abend üben. Zum Beispiel Dragqueens.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken