ZDF Serie „Jugend“: 30 ist das neue 20
Wann ist man im Leben angekommen? Eine Gruppe Mittdreißiger aus Berlin sucht in der ZDFNeo-Serie „Jugend – Es ist kompliziert“ nach Antworten.
„Berlin liebe ich ja, da fühlt man sich einfach nie alt“, sagte letztens eine Freundin zu mir. Und es stimmt, denn auf Partys hängen hier auch noch Menschen in ihren Dreißigern und Vierzigern ab. Zwischen Minijobs, Zwischenmieten und dem letzten Sommerflirt scheinen viele noch nicht so richtig angekommen zu sein und ein bisschen länger als anderswo ihre Jugend zu genießen.
So geht es auch den befreundeten Berliner Mitte-30ern in der neuen ZDFNeo-Serie „Jugend – es ist kompliziert“. Cathrin (Sarah Gailer), Tim (Thomas Schubert), Sophie (Eli Riccardi), Frank (Leon Ullrich) sind – je nachdem von welcher Seite man es betrachtet – auf der Suche nach oder auf der Flucht vor dem Leben.
„Jugend – es ist kompliziert“ in der ZDF-Mediathek
Cathrin ist in einem frustrierenden Job in der Kunstbranche gefangen und muss sich von ihrem Chef anschreien lassen. Als Coping erfindet sie kurzerhand ein Alter-Ego (Richard zur Heide), das für sie kompetente E-Mails schreibt.
Ihre Freunde Tim und Frank zerstören Fahrräder, um sich im feministischen Fahrradladen von der Verkäuferin anschreien zu lassen. Da stehen sie drauf wegen ihres Mutterkomplexes. Dann geht es noch um alle anderen Seltsamheiten, die das Leben in diesem komplizierten Lebensabschnitt bereithält: eine komische Beziehung zu Katzen zum Beispiel.
Keine Fremdscham
Im Gegensatz zu anderen deutschen Comedy-Serien aus der letzten Zeit wie etwa „Jerks“, „Player of Ibiza“ oder „Die Discounter“ lebt „Jugend“ nicht etwa davon, dass man reine Fremdscham für die Charaktere empfindet. Vielmehr werden in der Serie unangenehme Eigenschaften der Personen in kleinen Sketches direkt aufgefangen, sodass man sie nur liebenswürdig finden kann.
Zugegeben, manchmal durch etwas plumpe feministische Botschaften: „Oh mein Gott, der männliche Trieb alles Schöne zu zerstören, weil ihr euch daneben so klein fühlt!“, schreit etwa Sophie Tim an, weil der ihr Fahrrad kaputtgetreten hat. Klar, bei solchen Jokes muss man nicht lauthals über die Dummheit der anderen lachen.
Aber man ertappt sich bei einem kleinen Kichern über die Dialoge, weil man die Situationen auch selbst so ähnlich kennt. Und das ist ja schon ziemlich viel für eine deutsche Sitcom.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland