ZDF-Reihe „Erzgebirgskrimi“: Förster, Fallensteller und Folklore
Die neue ZDF-Reihe paart Landschaftsbezug und Gegenwartsthemen mit regionalen Legenden. Und dazu gibt es noch eine gute Prise Komik.
Falls der Schauspieler Arnd Klawitter einen Fanclub hat, dürfte der gerade in heller Begeisterung schwelgen. Vergangenen Samstag war Klawitter in der Bielefelder „Wilsberg“-Episode zu sehen, am Montag darauf bei Sat.1 in „Zerbrochen – Ein Fall für Dr. Abel“. Schon kehrt er zurück, in der Nebenrolle des Geologen Dr. Winkler im Auftakt zu der neuen ZDF-Reihe „Erzgebirgskrimi“.
Die Hauptaufgaben übernimmt ein Ensemble von Kolleginnen und Kollegen, die von den Drehbuchautoren Leo P. Ard und Rainer Jahreis, zugleich Koproduzent, sehr reizvoll zueinander in Beziehung gesetzt werden. Die nötige Leiche findet sich in einem alten Stollen, recht plausibel entdeckt von Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach), die wie auch ihr Vater Georg Bergelt (Andreas Schmidt-Schaller) zur Stammbesetzung der Reihe zählt.
„Erzgebirgskrimi: Der Tote im Stollen“. Samstag, 9.11., 20.15 Uhr, ZDF
Eine aparte Ergänzung zum Ermittlerteam Ralf Adam (Stephan Luca) und Karina Szabo (Lara Mandoki), die aus der Großstadt anrücken, um den Mord aufzuklären. Er ist der erfahrene Ermittlungsleiter mit Altlast auf der Seele, sie ein Frischling, aber kompetent und nicht auf den Mund gefallen. Adam neigt zur Ruppigkeit, Szabo weiß zu parieren. Auch der herablassende Kriminaltechniker bekommt seine Packung: „Sie müssen nicht vor jedem Wort zögern. Ich bin in der Lage, ganze Sätze zu verstehen.“
Ohne vordergründige Schaustellerei werden auf diese Weise durchgängig kurante Themen eingebettet. Die Haupthandlung speist sich aus Fakten und Realitäten. Der Ermordete namens Hellmann war Professor an der Bergakademie in Freiberg, wo schon Alexander von Humboldt seinen Studien nachging – als Student des Bergbaus und des Minenwesens. Hellmann beriet ein Unternehmen, das in der Gegend Probebohrungen vornimmt, um seltene Erden ausfindig zu machen.
Das Wissen um die Lagerstätten ist viel Geld wert. Ein Mordmotiv. Weil es im Erzgebirge eine Fülle an Mythen und Sagen gibt, lassen die Autoren eine gespenstische „weiße Frau“ auftreten – ein vorübergehender Spuk als Verbeugung vor der regionalen Folklore. Verzichtbar, aber kein großer Störfaktor. Erbauliche Beiträge verdanken sich zudem der Rechtsmedizinerin Charlotte von Sellin (Adina Vetter), aber hier ins Detail zu gehen hieße, zu viel zu verraten.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Die Autoren Leo P. Ard und Rainer Jahreis sprengen das Genre nicht, haben aber frische Töne parat und beherrschen den komischen Dialog, ohne den Rumpelhumor der erwähnten „Wilsberg“-Folge. Das kann so weitergehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!