Youtube-Kanäle und Natur: Das Unglück mitfühlen
Unfälle beim Wandern, Kriminalität im Wald – die Youtube-Kanäle „Outdoor Disasters“ und „Kyle Hates Hiking“ aus den USA erzählen spannende Geschichten, die unterhalten und bilden.
Trotz all ihrer Schönheit und Pracht kann die Natur ein grausamer Lehrmeister sein. Mit diesem Satz beginnen die Videos des Youtube-Kanals „Outdoor Disasters“. Was in der deutschen Podcastwelt noch fehlt, kommt im englischsprachigen Raum ziemlich gut an: Youtube-Kanäle, die Unglücke, Unfälle und Kriminalität in der Natur besprechen.
„Outdoor Disasters“ hat rund 130.000 Abonnenten. „Kyle Hates Hiking“ knapp 800.000. Hinter zweiterem steht der US-Amerikaner Kyle O’Grady, dessen Leidenschaft das Wandern ist. Beide Formate besprechen im True-Crime-Stil das Schicksal von Naturliebhabern, denen – entweder aus Unachtsamkeit, wegen böswilligen Menschen oder einfach, weil sie Pech hatten – etwas passiert ist, während sie durch die Natur streiften: beim Wandern, auf dem Wasser, in Höhlen, beim Klettern.
Die Gründe für das Interesse sind ähnlich wie bei True Crime. Die Geschichten derer, die sich aus ihrer misslichen Lage befreien können oder daran scheitern, stillen das menschliche Bedürfnis, selbst gegen gefährliche Situationen gewappnet zu sein. Weil die Erzählungen auf echten Geschichten beruhen, lehrt das Zuhören, was man tun sollte, um nicht selbst Opfer zu werden. Das spricht den Urinstinkt an, vorbereitet zu sein. Wer sich die Edutainment-Geschichten zwischen lernen und Unterhaltung auf Kanälen wie „Outdoor Disasters“ oder „Kyle Hates Hiking“ anhört, denkt vor der nächsten Wanderung wahrscheinlich eher daran, genug Wasser einzupacken, das Wetter zu checken, jemandem Bescheid zu sagen, welche Route er plant.
Das ist wertvoll in einer Zeit, in der viele Menschen unachtsam und unvorbereitet in ihr Wanderabenteuer starten. Und sie bilden einen Gegenpol zu Influencern, die ohne Bergerfahrung auf die Zugspitze kraxeln und denjenigen, die daraufhin Wandern mit einem Spaziergang verwechseln und ohne Erste-Hilfe-Set oder warme Kleidung losziehen
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