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Wohnsituation in DeutschlandZu wenig Platz für 8,5 Millionen

Mehr als 10 Prozent der Menschen in Deutschland leben beengt. Überdurchschnittlich häufig betroffen von zu kleinen Wohnungen sind Alleinerziehende und Kinder.

Viele Familien leben in Deutschland auf zu engem Wohnraum Foto: Frederik von Erichsen/dpa

Wiesbaden afp | Rund 8,5 Millionen Menschen in Deutschland haben zu wenig Wohnraum. Im vergangenen Jahr lebten damit 10,3 Prozent der Bevölkerung in Wohnungen, die nach europäischer Definition als überbelegt gelten, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Menschen in Städten, Alleinlebende sowie Alleinerziehende und deren Kinder waren überdurchschnittlich häufig betroffen.

Als überbelegt gilt eine Wohnung, wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt. Im Jahr 2020 lebten 16,4 Prozent der Minderjährigen in Deutschland in überbelegten Wohnungen. Sie sind damit die Altersgruppe, die am häufigsten zu beengt wohnt. Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren lagen mit einem Anteil von elf Prozent leicht über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Hingegen lebten nur drei Prozent der ab 65-Jährigen zu beengt.

Gemäß europäischer Definition muss ein Ein-Personen-Haushalt mindestens zwei Zimmer haben, etwa ein Wohn- und ein Schlafzimmer, damit die Wohnung nicht als überbelegt gilt.

Die Überbelegungsquote in den deutschen Städten war demnach besonders hoch. Gut jeder Siebte (15 Prozent) hatte hier zu wenig Wohnraum zur Verfügung. In Kleinstädten und Vororten waren dagegen nur etwa halb so viele Menschen betroffen, hier wohnten 7,9 Prozent in überbelegten Wohnungen. Auf dem Land betraf dies nur 5,8 Prozent der Bevölkerung.

Insgesamt 13 Prozent der Alleinlebenden wohnten in zu beengten Verhältnissen, beispielsweise in Ein-Zimmer-Appartements. Demgegenüber lebten nur 2,4 Prozent der Menschen in Haushalten mit zwei Erwachsenen in überbelegten Wohnungen.

Unter den Haushalten mit Kindern war die Überbelegungsquote bei Alleinerziehenden am höchsten – 29,9 Prozent der Alleinerziehenden und deren Kinder hatten zu wenig Wohnräume. Dagegen wohnten nur 7,3 Prozent der Haushalte mit zwei Erwachsenen und einem Kind sowie acht Prozent der Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern in solchen Verhältnissen.

Im EU-Vergleich waren die Überbelegungsquoten in Rumänien und Lettland mit 45,1 Prozent beziehungsweise 42,5 Prozent am höchsten. Die Inselstaaten Zypern (2,5 Prozent) und Malta (4,2 Prozent) hatten dagegen EU-weit 2020 am wenigsten mit Überbelegung zu kämpfen.

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12 Kommentare

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  • "Gemäß europäischer Definition muss ein Ein-Personen-Haushalt mindestens zwei Zimmer haben ... damit die Wohnung nicht als überbelegt gilt."

    Nein, der Autor hat die Definition nicht verstanden.



    Ein-Personen-Haushalte "müssen" keine 2 oder mehr Zimmer aufweisen.

    Hier ist die Statisitk mit Erläuterungen:



    www.destatis.de/DE...1/PD21_506_63.html

    oder hier etwas kürzer aber evtl. nicht mehr aktuell:



    www.zolltarifnumme.../abkuerzungen/2862

  • Ich habe viele internationale Kollegen, die vorübergehend in Deutschland gewohnt haben, und habe selbst einige Jahre in Ungarn und den Niederlanden gelebt. Allgemeiner Konsens: in Deutschland sind die Wohnungen groß und günstig (gemessen am Einkommen).

    Mit diesem Hintergrund tue ich mich mit der innerdeutsche Debatte über den Wohnungsmarkt etwas schwer. Dieser Artikel ist wieder so ein Beitrag, wo Dinge auf eine Art und Weise schlecht gerechnet werden, die ich nicht nachvollziehen kann.

  • "Gemäß europäischer Definition [...] damit die Wohnung nicht als überbelegt gilt."

    >> Welche Definition? (Wie heißt diese, wo finde ich diese und kann man derartige Grundlagen bitte einfach verlinken?!)

  • Habe auch schon zu 2 zwei Jahre auf 38qm gelebt. War eine gute Zeit, völlig unabhängig von der Wohnungsgröße. Wenig hilfreich solche Definitionen. Abgesehen davon sparen kleine Wohnung CO2 ein, wegen der geringeren Oberfläche.

  • In Deutschland gegen wir auf 45m² pro Person zu (im Durchschnitt) - aber die Wohnungen sind überbelegt - sicher.

    Es ist Zeit die Statistiken zu überarbeiten.

  • Mal wieder so eine Definition, welche am Ende der Problematik nicht nutzt.



    "Gemäß europäischer Definition muss ein Ein-Personen-Haushalt mindestens zwei Zimmer haben, etwa ein Wohn- und ein Schlafzimmer, damit die Wohnung nicht als überbelegt gilt."



    Ein-Zimmer-Apartments sind gar nicht so unüblich. Da kann die Fläche groß sein, und dennoch wäre man laut Definition in einer überbelegten Wohnung.



    Aber auch eine Mindestquadratmeteranzahl wäre nicht zielführend. Eine Person 40 qm, eine fünfköpfige Familie dann aber schon 200 qm!?

    Zweifelsohne gibt es Familien, welche in sehr beengten Verhältnissen leben. Da würde man gern etwas ändern. Aber mit solch dezent bescheuerten Definitionen über die Wohnraummenge kann man keine zielgerichtete Diskussion führen.

    • @Mopsfidel:

      Ich bin ja beileibe kein Klimaktivist aber die Deutsche Immobilienbesteuerung ist hier nicht mehr zeitgmäß.



      Wohnfläche ist direkt (Materialeinsatz) und indirekt (Heizen, Strassen, gefahren Kilometer etc) der größte CO2 Verursacher. Da hilft auch bessere Dämmung nicht viel, soll heißen am Grundproblem.

      Ein höhere Grundsteuer aber dafür ein Verzicht auch die Grunderwerbssteuer (ggf. mit Fristenregelung um Spekulation zu verhindern) ist dringend geboten.

      Daneben brauchen wir Stadtverdichtung wo der ÖPNV bereits existiert, Grünflächen hin oder her. 5 Bäume im Innenhof retten das Klima nicht.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Dann sollte man mehr und größere Wohnungen bauen!



    Nicht zuträglich für unser Klima aber gut für die Statistik!

  • Ehrlich - ein 1-Zimmer-Appartment gilt als überbelegt mit einer Person? Da sollte man schon mal die Maßstäbe überdenken. Auch braucht nicht jedes Kind ein eigenes Zimmer, solange die Kids im KiTa-Alter sind .. da sind in meinen Augen so manche Ansprüche ziemlich überzogen.



    Schaut man auf andere Länder, gilt es da als völlig normal, dass sich da mehrere Kinder ein Zimmer teilen.

  • Mal drüber nachgedacht wie das bei einer jahrzehntelangen Fertilitätsquote von 1,6 passieren kann?

    Längst sollten wir ein breites Überangebot an Wohnungen haben. Zu günstigen Mieten.

  • "Gemäß europäischer Definition muss ein Ein-Personen-Haushalt mindestens zwei Zimmer haben, etwa ein Wohn- und ein Schlafzimmer, damit die Wohnung nicht als überbelegt gilt."

    Das ist aber eine merkwürdige Definition, danach dürfte es überhaupt keine Einzimmerwohnungen geben.