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Wirtschaftsforum in SüdafrikaHabecks Investitionsklimawandel

In Südafrika hat sich der deutsche Wirtschaftsminister für mehr Klimainvestitionen ausgesprochen. Erste Umbauten von Kohle auf Solar haben begonnen.

Blick in die Zukunft? Wirtschaftsminister Habeck bei seiner Reise nach Südafrika am 7. Dezember Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Kapstadt taz | Als wären Beweise für die Dringlichkeit von Klimawandel noch nötig: Am Vortag des 4. GABS-Gipfels (German-African-Business-Summit), den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Mittwoch in Johannesburg eröffnet hat, gab es für den dortigen Sommer ungewöhnliche Unwetter mit Hagel, die mehrere Stadtteile der 6-Millionen-Metropole durch Überschwemmungen und umgestürzte Bäume lahmlegten. Auch fiel der Strom wegen gekappter Leitungen und Masten in gut einem Drittel der Stadt für viele Stunden aus.

Vor diesem Hintergrund forderte Robert Habeck einen Neustart in den Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands mit Afrika. Über staatliche Garantien sollen mehr deutsche Investitionen dorthin gelenkt werden, sagte er. Im vergangenen Jahr hätten deutsche Firmen rund 1,6 Milliarden Euro in Afrika investiert, sagte Habeck. „Das ist ermutigend, aber noch lange nicht genug.“

Auch Südafrikas Handelsminister Ebrahim Patel sagte, man könne beim Handel sehr viel mehr machen und viel ambitionierter sein. Südafrika ist für Deutschland in Afrika zentral. Und andersrum ebenso: Deutschland ist für Südafrika nach China und noch vor den USA der zweitwichtigste Handelspartner. Rund 400 deutsche Unternehmen gibt es dort, etwa die Hälfte aller deutschen Firmen auf dem afrikanischen Kontinent.

Auch für Klimaschutz ist Südafrika in Afrika ein Schlüssel. Auf dem afrikanischen Kontinent ist Südafrika für rund ein Drittel aller CO₂-Emissionen verantwortlich; es besteht eine 80-prozentige Abhängigkeit von Kohle in überalterten Kraftwerken.

„Folgen den Worten auch Taten?“

Auf seinem Zwischenstopp in Kapstadt am Dienstag sprach Habeck von einem „Re-Start“ der bilateralen wirtschaftlichen Beziehungen und bekräftigte, dass die jetzigen Investitionen in erneuerbare Energien zuerst den Menschen in Namibia und Südafrika zugutekommen müssten.

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa hatte im November auf der Weltklimakonferenz COP27-Gipfel in Ägypten neue Details für seinen „Investitionsplan für einen gerechten Energieübergang“ für die nächsten fünf Jahre vorgelegt, durch den der Ausstoß um 1,5 Gigatonnen CO₂ reduziert werden soll.

Es gibt Kofinanzierungszusagen von der Weltbank, den USA und der EU sowie von Großbritannien, Frankreich und Deutschland, und mehrere Pilotprojekte, wie der im September mit Unterstützung Frankreichs vereinbarte Bau dreier Windparks, dem 20 weitere folgen sollen.

Entscheidend wird sein, wie schnell es gelingt, die vielen Kohlekraftwerke unter Beteiligung der örtlichen Arbeitskräfte umzuwandeln. Als Symbol gilt hier das in den 1960er Jahren gebaute Kohlekraftwerk Komati, das nun auch Habecks Delegation vorgeführt wurde.

Im Oktober wurde die Energiegewinnung mit Kohle hier endgültig eingestellt, weil ein Umbau zu Solarenergie beginnt. Eine erste 500-KW-Solaranlage wird zuerst für die Stärkung umliegender Farmen genutzt, die Umschulung von Fachkräften hat gerade begonnen.

Für Greenpeace Africa kritisiert Nhlanhla Sibisi, dass Umweltorganisationen vor Ort bisher zu wenig Teil der Planungsprozesse sind: „Das muss sich jetzt ändern.“

Nombeko M., 18 Jahre alt, von Fridays for Future aus dem Township Gugulethu bei Kapstadt, meint: „Der deutsche Minister sagt die richtigen Sachen, aber folgen den Worten dann auch wirklich Taten? Was, wenn sie uns nicht mehr für ihre Energieprobleme brauchen?“

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