Wim-Wenders-Werkschau im Netz: Der Düsseldorfer Freund

Der Regisseur Wim Wenders, den Hamburg so gerne eingemeindet, wird 75. Aus diesem Anlass ist eine Werkschau in der ARD-Mediathek zu sehen.

Zwei Männer: Regisseur Wim Wenders und Schauspieler Dennis Hopper

Gedreht in und um Hamburg: Wim Wenders (l.) und Dennis Hopper in „Der Amerikanische Freund“ Foto: NDR/Wim Wenders Stiftung

HAMBURG taz | In Hamburg schmückt man sich gerne mit Wim Wenders als einem der Künstler, der zur Stadt gehört. Geboren wurde der Filmemacher aber 1945 in Düsseldorf. Und zu einem der bekanntesten Autorenfilmer des „Neuen Deutschen Films“ entwickelte er sich in den 1970er-Jahren – in München.

Immerhin: In Hamburg war er zwischen 2002 und 2017 Professor an der Hochschule für Bildende Künste. Und mit „Der amerikanische Freund“ drehte er 1977 einen seiner schönsten Filme in der Stadt und um sie herum: Da läuft dann Bruno Ganz durch den alten Elbtunnel, zum Finale fährt er mit seinen Schlangenlinien aber schon wieder recht weit weg: an einen Nordseedeich.

Ganz’ Volkswagen war dabei kein Zufall: VWs waren lange Zeit die Maskottchen in Wenders’ Filmen, und in den späten 80er-Jahren diskutierten Filmkritiker am Stammtisch schon mal, ob man die Filme des Regisseurs nicht anhand der Fahrzeuge einteilen könne: Die guten sind die mit einem VW darin, die schlechten jene ohne.

Zu Beginn von „Im Lauf der Zeit“ (1976) etwa fährt Hanns Zischler seinen Volkswagen mit Karacho in die Elbe (!) und wird von da an nur noch „Kamikaze“ genannt. Sogar in „Paris, Texas“ (1984) findet sich in Nastassja Kinskis Garage ein alter Käfer – und darüber, ob dies nun ein Beleg für oder gegen die steile Stammtischthese ist, wurde einst leidenschaftlich gestritten.

Die Werkschau ist bis zum 14. September in der ARD-Mediathek verfügbar.

An Wenders' Geburtstag, dem 14. August, 23.50 Uhr, zeigt Das Erste die neue Dokumentation „Wim Wenders, Desperado“ von Eric Friedler und Andreas „Campino“ Frege

Denn an Wenders schieden sich überhaupt die Geister. Schon weil er, im Vergleich zu Werner Herzog oder Rainer Werner Fassbinder, ein sehr deutscher Romantiker ist – und die waren vor noch nicht allzu langer Zeit, zum Ende des 20. Jahrhunderts, ja vielen noch unheimlich.

Was dran ist, an der VW-These und der von der Romantik, lässt sich derzeit bequem von zu Hause aus überprüfen: Aus Anlass von Wenders’ 75. Geburtstag am 14. August hat die ARD eine Werkschau in ihre Mediathek gestellt. Der älteste von insgesamt 23 Filmen – ganz genau: 22 Filme und die Standbildmontage „Same Player Shoots Again“ (1968) – ist der Kurzfilm „Silver City Revisited“, ebenfalls aus dem Jahr 1968; der jüngste Beitrag ist „Pina – tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“ (2011), abgesehen noch von einem 2020 entstandenen Kurzfilm für den RBB.

Einige von Wenders’ frühen Arbeiten waren aufgrund von Materialverschleiß kaum noch ansehbar und wurden von 2014 an digital restauriert. So sehen „Alice in den Städten“ (1973) oder „Falsche Bewegung“ (1975) nun besser aus als damals im Kino. Neben Hits wie „Der Himmel über Berlin“ (1987) und „Buena Vista Social Club“ (1999) stehen auch weniger bekannte Perlen online: die Hommage an den japanischen Regisseur Ozu, „Tokyo-Ga“ (1985), oder der Film-im-Film „Der Stand der Dinge“ (1982) sind hier zu entdecken.

Vollständig ist das Programm nicht: Es fehlen einige Filme, für die Wenders schlicht nicht selbst die Rechte hat: sein interessant gescheiterter Hollywoodausflug „Hammett“ (1982) und die Musikdokumentation „The Soul of a Man“, die Wenders 2003 für das Blues-Projekt von Martin Scorsese drehte.

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