Widerstand gegen Kohle in Lützerath: Letzter Garzweiler-Bauer gibt auf
Landwirt Heukamp verkauft seinen Hof im vom Kohletagebau Garzweiler bedrohten Dorf Lützerath. Doch er ist nicht der letzte Grundeigentümer.
Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte vergangene Woche Heukamps Widerspruch gegen eine Enteignung abgelehnt. „Mein Zuhause ist kein Spielball für Gerichte und Politik, die sich aus der Verantwortung für Klimaschutz ziehen wollen. Nach zehn Jahren im Konflikt mit den Profitinteressen von RWE brauche ich eine Verschnaufpause“, erklärte er nun.
Die Gerichtsentscheidung war eine Blaupause, wie Klimapolitik hierzulande läuft: Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung hatte die Entscheidung über Lützeraths Zukunft ausdrücklich der Justiz überlassen. Das Gericht verwies in seinem Urteil jetzt auf die fehlende gesetzliche Grundlage für einen Baggerstopp vor Lützerath.
Bis September können die mehr als hundert AktivistInnen in Baumhäusern, Zelten und Nebengebäuden des Hofes bleiben. „Gegen die Klimakrise und dieses System werden wir hier weiter Widerstand leisten“, kündigte Florian Özcan an, Sprecher der Initiative Lützerath Lebt. Für den 24. April ist seit Langem eine Demonstration angekündigt.
Steuerberater Claßen bleibt
„Der psychische Druck, den RWE auf Umsiedler ausübt, ist absolut unmenschlich“, weiß David Dresen aus dem Nachbarort Kuckum. „Wir sind beeindruckt, wie lange und mutig Eckardt Heukamp diesem Druck standgehalten hat.“
Letzter Grundeigentümer jenseits von RWE, wie jetzt überall gemeldet, ist Heukamp aber nicht. Denn vor Jahresfrist hat er ein Stück Wiese an den Kerpener Steuerberater Kurt Claßen verkauft, offensichtlich als Sperrgrundstück gedacht.
Claßen ist einschlägig bekannt. Ihm gehört eine Wiese direkt am Hambacher Wald, wo er seit Jahren ein Widerstandscamp duldet. Claßen hat viele Prozesse um dieses Stück Land erfolgreich überstanden. Jetzt wird sein Lützerather Ackerrandstreifen von der Größe eines halben Fußballplatzes in den Fokus rücken. Ob er auch verkaufen wolle? „Nein!“, so Claßen gestern zur taz.
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